Text
Saskia Meyer
Jörg Priess
Regine Rehaag
Alexander Schrote
Lektorat
Lea Musiolek
Isabel Schmittknecht
Review
Lukas Egli
Anonymus
Illustration
Laura Neuhäuser
2040 – Was wir erreicht haben
Unsere Art uns zu ernähren ist immer noch sehr schlecht für Klima und Umwelt und global hungern mehr Menschen als vor 20 Jahren.Poore, J. & Nemecek, T. Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science 360, 987–992 (2018).
SIEHE AUCH: „Landnutzungswandel und Böden“, „Produktion von Nahrung und Nachwachsenden Rohstoffen“
Es herrscht eine starke Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungs- und Futtermittelproduktion, sowie der Produktion von Bioenergie und biogenen Rohstoffen. Insbesondere bedingt der fortgesetzt hohe Fleischkonsum einen hohen Flächenbedarf im In- und Ausland für Futtermittel und trägt wesentlich zur Flächenkonkurrenz bei (siehe Facette „Produktion von Nahrung und Nachwachsenden Rohstoffen“). Der Klimawandel hat negative Auswirkungen auf die Produktivität v.a. hinsichtlich der Verfügbarkeit von Wasser zur Bewässerung.Ortiz-Bobea, A., Ault, T. R., Carrillo, C. M., Chambers, R. G. & Lobell, D. B. Anthropogenic climate change has slowed global agricultural productivity growth. Nature Climate Change 11, 306–312 (2021).
Durch eine Zunahme des Wohlstands in Schwellenländern steigt der Fleischkonsum weltweit weiter an, wohingegen in den reichen Industrieländern ein Plateau erreicht ist.Vranken, L., Avermaete, T., Petalios, D. & Mathijs, E. Curbing global meat consumption: Emerging evidence of a second nutrition transition. Environmental Science & Policy 39, 95–106 (2014).
Weltweit stieg die Produktion von gut lagerbaren, leicht transportierbaren und weltweit handelbaren Nahrungsmitteln (Getreide, Öle, Zucker).FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations. Food Balances FAOSTAT. https://www.fao.org/faostat/en/#data/FBS (2021).
Insbesondere Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen sind von der doppelten Belastung durch Fehlernährung (Double Burden of Malnutrition – DBM) betroffen. Das bedeutet, dass gleichzeitig Unterernährung und Übergewicht auftreten.Wells, J. C. et al. The double burden of malnutrition: Aetiological pathways and consequences for health. The Lancet 395, 75–88 (2020). Popkin, B. M., Corvalan, C. & Grummer-Strawn, L. M. Dynamics of the double burden of malnutrition and the changing nutrition reality. The Lancet 395, 65–74 (2020).
~13,7 Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente (CO2eq) werden durch die heutige Lebensmittelversorgungskette verursacht. Das entspricht rund 25 % der anthropogenen Treibhausgasemissionen.Poore, J. & Nemecek, T. Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science 360, 987–992 (2018). Die Nahrungsmittelproduktion verursacht etwa 78 % der Eutrophierung durch Nährstoffe aus Düngemitteln.Bouwman, A. F., Van Vuuren, D. P., Derwent, R. G. & Posch, M. A Global Analysis of Acidification and Eutrophication of Terrestrial Ecosystems. Water, Air, and Soil Pollution 141, 349–382 (2002). Gerten, D. et al. Feeding ten billion people is possible within four terrestrial planetary boundaries. Nature Sustainability 3, 200–208 (2020).
Der Hunger in der Welt ist seit dem Jahr 2000 lange Zeit zurückgegangen – doch in vielen Ländern hat sich der Trend umgekehrt und die Situation ist wieder schlechter geworden. Die Fortschritte sind zu langsam und die Hungersituation bleibt in vielen Ländern und Regionen ernst.Welthungerhilfe. Welthunger-Index – Der weltweite Hunger in Zahlen.
https://www.welthungerhilfe.de/hunger/welthungerindex/ (2020). Mit den aktuellen Maßnahmen ist eine Beendigung des Hungers – eines der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen – bis zum Jahr 2030 nicht zu erreichen.Welthungerhilfe. Welthunger-Index – Der weltweite Hunger in Zahlen.
https://www.welthungerhilfe.de/hunger/welthungerindex/ (2020).
Die Umweltauswirkungen von tierischen Produkten übersteigen die von pflanzlichen Nahrungsmittel deutlich: Die Produktion von Fleisch, Aquakultur, Eiern und Milchprodukten beanspruchte 2018 ~83% der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Sie tragen ~57 % der Gesamtemissionen in der Nahrungsmittelproduktion bei. Aber sie liefern nur 37 % unseres Proteins und sogar nur 18% unserer benötigten Kalorien.Poore, J. & Nemecek, T. Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science 360, 987–992 (2018).
Unser Essen enthält nach wie vor viel Zucker und tierische Fette, der Anteil an Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten ist relativ gering. Auch wenn der Fleischkonsum in Deutschland leicht abgenommen hat, ist er weltweit gestiegen.Vranken, L., Avermaete, T., Petalios, D. & Mathijs, E. Curbing global meat consumption: Emerging evidence of a second nutrition transition. Environmental Science & Policy 39, 95–106 (2014). Der Missbrauch von Antibiotika in Europa wird inzwischen wenigerEFSA, ECDC, & EMA. (2021). Third joint inter‐agency report on integrated analysis of consumption of antimicrobial agents and occurrence of antimicrobial resistance in bacteria from humans and food‐producing animals in the EU/EEA | Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (No. EFSA Journal 2021;19(6):6712 // doi:10.2903/j.efsa.2021.6712 // ISSN: 1831-4732 // ISBN 978-92-9498-541; EFSA Journal, p. 164). https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/6712, aber weltweit wurde das Problem zu spät angegangen. Multiresistente Keime sind in Krankenhäusern weltweit auf dem Vormarsch und neue Erreger- und Virenarten führen alle paar Jahre zu einer neuen Pandemie.Abadi, A. T. B., Rizvanov, A. A., Haertlé, T. & Blatt, N. L. World Health Organization Report: Current Crisis of Antibiotic Resistance. BioNanoScience 9, 770–788 (2019). Ein Grund sind die weiterhin durch Subventionen niedrigen Preise für Fleisch. In-Vitro-Fleisch konnte die Hoffnungen einer günstigen und umweltverträglichen Fleischproduktion nicht erfüllen und ist bis heute ein Nischenprodukt geblieben.Chriki, S. & Hocquette, J.-F. The Myth of Cultured Meat: A Review. Frontiers in Nutrition 7, 7 (2020). Wilks, M. & Phillips, C. J. C. Attitudes to in vitro meat: A survey of potential consumers in the United States. PLOS ONE 12, e0171904 (2017).
In-Vitro-Fleisch ist im industriellen Maßstab synthetisch hergestelltes Fleisch für den Verzehr durch Menschen.
In der aktuellen gemeinsamen Agrarpolitik der EU wird die Fleisch-, Milch-, und Eierproduktion in Deutschland mit ca. 24 Milliarden Euro subventioniert. Dies ist etwa der gleiche Betrag, den auch die gesamte restliche Landwirtschaft bekommt.European Commission. (2021). Statistical Factsheet—Germany. Update June 2021. DG Agriculture and Rural Development, Farm Economics Unit. https://ec.europa.eu/info/sites/default/files/food-farming-fisheries/farming/documents/agri-statistical-factsheet-de_en.pdf
Durch den intensiven Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung entstehen einerseits antibiotika-resistente Keime, die auch den Menschen befallen können. Gleichzeitig werden die Gewässer belastet.
SIEHE AUCH: „Gesundheit und Sport“, „Land- und Süßwasserökosysteme“
Inzwischen verzehren wir immer mehr Fertigprodukte bzw. hochverarbeitete LebensmittelFAO Food and Agriculture Organization of the United Nations. The future of food and agriculture. Trends and challenges. Tech. Rep. ISSN 2522-722X (online) ISSN 2522-7211 (print) ISBN 978-92-5-109551-5, FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations, Rome, Italy (2017)., die viele kurzkettige Kohlenhydrate, gesättigten Fette und Zucker sowie wenige Ballaststoffe enthalten. Dadurch hat sich der Trend hin zum Übergewicht bis heute fortgesetzt.FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations, IFAD International Fund for Agricultural Development, UNICEF, Programme, W. W. F. & Organization, W. W. H. The state of food security and nutrition in the world 2019. Safeguarding against economic slowdowns and downturns. Tech. Rep. ISBN 978-92-5-131570-5, WHO World Health Organization / FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations / IFAD International Fund for Agricultural Development / UNICEF / WFP World Food Programme, Rome, Italy (2019). FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations. Food Balances FAOSTAT. https://www.fao.org/faostat/en/#data/FBS (2021). Sproesser, G. et al. Understanding traditional and modern eating: The TEP10 framework. BMC Public Health 19 (2019). Wang, Y. C., McPherson, K., Marsh, T., Gortmaker, S. L. & Brown, M. Health and economic burden of the projected obesity trends in the USA and the UK. The Lancet 378, 815–825 (2011). Auch Kinder sind weiterhin betroffen.Robert Koch Institut, KIGGS Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. KiGGS Welle 2 – Erste Ergebnisse aus Querschnitt- und Kohortenanalysen In: RKI – Journal of Health Monitoring 1/2018. Journal of Health Monitoring 151 (2018). DGE Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. 14. DGE-Ernährungsbericht – Teil 1. Tech. Rep., DGE Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. / Thieme Verlag, Bonn (2021). Das hat die Kosten des Gesundheitssystems in die Höhe getrieben.Wang, Y. C., McPherson, K., Marsh, T., Gortmaker, S. L. & Brown, M. Health and economic burden of the projected obesity trends in the USA and the UK. The Lancet 378, 815–825 (2011). Vuik, S., Lerouge, A., Guillemette, Y., Feigl, A. & Aldea, A. The economic burden of obesity. In: The Heavy Burden of Obesity: The Economics of Prevention. In OECD (ed.) The Heavy Burden of Obesity, no. https://doi.org/10.1787/67450d67-en in OECD Health Policy Studies, 74–102 (OECD Publishing, Paris, 2019).
Auf globaler Ebene ist bei Frauen, die in ihrer frühen Kindheit einem extremen Nahrungsmangel ausgesetzt waren und die nun in Ländern leben, die eine schnelle Öffnung zum globalen Lebensmittelmarkt vollführt haben, das Risiko für Adipositas besonders hoch. Entsprechend nimmt Übergewicht in Staaten mit niedrigem und mittlerem Einkommen vor allem bei Frauen vielfach schneller zu, als Untergewicht zurückgeht.Rehaag, R. & Waskow, F. Ernährungswandel zwischen Hunger und Übergewicht. In: Vereinte Nationen 3/21 Blick uber den Tellerrand. Vereinte Nationen 69, 112–117 (2021).
Kinder übernehmen oft den Ernährungsstil ihres sozialen Umfelds, also der Familie und Freunde. Die ständige Verfügbarkeit billiger und zugleich ungesunder Nahrung ist ein starker Treiber von extremem Übergewicht, sogenannter Adipositas. Des weiteren sind Lebensmittelkonzerne nicht auf soziale Verantwortung ausgerichtet, sondern folgen ökonomischen Zielen; der physiologische Nährstoffbedarf wird von psychosozialen Bedürfnissen (z.B. Image und Status) überlagert.Heindl, I. Gesundheit und soziale Zugehörigkeit – Probleme der Vermittlung in Bildung und Beratung. In: Neue Aspekte der Ernährungsbildung. In Heseker, H. (ed.) Neue Aspekte der Ernährungsbildung – UZV-Fachbuch [Umschau Buchverlag: Erste Auflage], UZV-Fachbuch, 24–28 (Umschau Buchverlag, Frankfurt am Main, 2005). Aus übergewichtigen Kindern werden oft auch übergewichtige Erwachsene, so dass Vertreter:innen der Weltgesundheitsorganisation feststellten, dass „Adipositas beginnend im Kindesalter das drängendste Gesundheitsproblem in reichen Ländern ist“.WHO World Health Organization, S. Obesity: Preventing and managing the global epidemic: Report of a WHO consultation. Tech. Rep. ISBN 9241208945 // ISSN 0512-3054, World Health Organization, Geneva, Switzerland (2000).
SIEHE AUCH: „Gesundheit und Sport“
Durch ein stetiges Bevölkerungswachstum, das weniger Agrarfläche pro Person bedeutet, sowie durch Klimawandel und Bodenschädigung sind die Preise für Lebensmittel auf dem Weltmarkt weiter gestiegen. Zusätzlich führen Spekulationen an den Agrarbörsen immer wieder zu Ausschlägen der Preise für Grundnahrungsmittel.Etienne, X. L., Irwin, S. H. & Garcia, P. Speculation and corn prices. Applied Economics 50, 4724–4744 (2018). Diese Preisanstiege verteuern Lebensmittel auch für die Verbraucher:innen. Trotzdem werden immer noch Lebensmittel in Haushalten, in Restaurants und Kantinen weggeworfen.
Seit dem Jahr 2000 haben sich Lebensmittelkosten fast verdoppelt. 2010 waren sie bereits auf einem ähnlichen Niveau wie 2021 (DStatis 2021).DStatis. Statistisches Bundesamt Deutschland – Verbraucherpreisindex für Deutschland. https://wwwgenesis.destatis.de/genesis//online?operation=table&code=0001&bypass=true&levelindex=0&levelid=1692266569616# 2023-08-17T12:02:49+1:00). Die stärkste Verteuerung seit 2020 erfuhren Gemüse und Öle, deren Preise sich zwischen Mai 2020 und 2021 verdoppelten.FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations. FAO Food Price Index – World Food Situation (2021). Grund dafür könnte neben der Klima- bzw. Landnutzungskrise aber auch die Coronakrise sein, da sich durch den akuten Lockdown und beschränkte Einsatzmöglichkeiten von Gastarbeitenden das Angebot verringerte. Diese Entwicklung schlägt sich auch in den Verbraucherpreisen nieder.
Jährlich landen rund 12,7 Millionen Tonnen Essen im Müll. Der Großteil davon entsteht in privaten Haushalten (6,14 Millionen Tonnen in Deutschland. Das entspricht ca. 75 kg pro Person und Jahr). Etwa die Hälfte der Lebensmittelabfälle könnten vermieden werden (dies umfasst Lebensmittel, die zum Zeitpunkt ihrer Entsorgung noch uneingeschränkt genießbar sind oder die bei rechtzeitigem Verzehr genießbar gewesen wären). Dadurch ließen sich etwa 2% der CO2-Emissionen von Deutschland einsparen.Schmidt, T. G., Schneider, F., Leverenz, D. & Hafner, G. Lebensmittelabfälle in Deutschland – Baseline 2015. Tech. Rep. 71 / ISSN 2196-2324 / ISBN 978-3-86576-198-9, Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Raume, Wald und Fischerei, Braunschweig (2019).
Weiterführende Literatur: https://www.zugutfuerdietonne.de/tipps-fuer-zu-hause
Beginn der 2020er Jahre – Die Maßnahmen, die wir auf den Weg brachten
Von den 1960er Jahren bis in die 2020er gab es in Deutschland eine große Auswahl an Lebensmitteln zu vergleichbar günstigen Preiseneurostat. Price level index for food, beverages, clothing and footwear 2020 (PNG-Grafik, 803 × 959 Pixel) (2020). – weltweit nahm der Hunger aber in den 2020ern wieder zu.Welthungerhilfe. Welthunger-Index – Der weltweite Hunger in Zahlen. https://www.welthungerhilfe.de/hunger/welthungerindex/ (2020).
Nach Jahren des Rückgangs von Hunger stagnierte der Anteil der hungernden Menschen seit 2015.Welthungerhilfe. Welthunger-Index – Der weltweite Hunger in Zahlen. https://www.welthungerhilfe.de/hunger/welthungerindex/ (2020). Aktuell versorgt das Ernährungssystem nur 3,4 Milliarden Menschen angemessen mit Nahrung.Gerten, D. et al. Feeding ten billion people is possible within four terrestrial planetary boundaries. Nature Sustainability 3, 200–208 (2020). Die absolute Zahl der Hungernden nahm seit 2015 um 60 Millionen auf 690 Millionen zu. Weitere 1,3 Milliarden Menschen haben keinen regelmäßigen Zugang zu ausreichendem Essen.FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations, IFAD International Fund for Agricultural Development, UNICEF, Programme, W. W. F. & Organization, W. W. H. The state of food security and nutrition in the world 2020. Tech. Rep. https://doi.org/10.4060/ca9692en, WHO World Health Organization / FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations / IFAD International Fund for Agricultural Development / UNICEF / WFP World Food Programme, Rome, Italy (2020). Auch in Europa sind 8% der Bevölkerung von Ernährungsarmut betroffen.Wunder, S. Nachhaltige Ernährungssysteme in Zeiten von Urbanisierung und globaler Ressourcenknappheit: Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten. Forschungsbericht 2019/85 // ISSN 1862-4804, Umweltbundesamt / Ecologic Institut, Dessau-Roßlau (2019). Durch die COVID-Pandemie verschärfte sich die Situation des Hungers weltweit zusätzlich.Food Security Information Network, Global Report on Food Crises GRFC 2020. Tech. Rep., Food Security Information Network, Rome, Italy (2020). Durch die COVID-19 Pandemie ist die Zahl der unterernährten Menschen ab dem Jahr 2020 von 83 Millionen auf 132 Millionen Menschen gestiegen.FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations, IFAD International Fund for Agricultural Development, UNICEF, Programme, W. W. F. & Organization, W. W. H. The state of food security and nutrition in the world 2020. Tech. Rep. https://doi.org/10.4060/ca9692en, WHO World Health Organization / FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations / IFAD International Fund for Agricultural Development / UNICEF / WFP World Food Programme, Rome, Italy (2020). Durch die weltweiten Schulschließungen hatten fast 370 Millionen Kinder in 150 Ländern keinen regelmäßigen Zugang zu Schulspeisungen.UNICEF Innocenti Research Centre et al. COVID-19: Missing More Than a Classroom: The Impact of School Closures on Children’s Nutrition (2021).
Die Hälfte der Weltbevölkerung kann aufgrund ihrer Fehlernährung kein aktives und gesundes Leben führen. Die eine Hälfte dieser fehlernährten Menschheit leidet an struktureller Mangelernährung, die andere Hälfte an strukturellem, gesundheitsschädlichem Nahrungsmittelüberkonsum.Wunder, S. Nachhaltige Ernährungssysteme in Zeiten von Urbanisierung und globaler Ressourcenknappheit: Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten. Forschungsbericht 2019/85 // ISSN 1862-4804, Umweltbundesamt / Ecologic Institut, Dessau-Roßlau (2019).
Lebensmittel in Deutschland sind in den meisten Fällen günstiger als in den anderen westeuropäischen Ländern.eurostat. Price level index for food, beverages, clothing and footwear 2020 (PNG-Grafik, 803 × 959 Pixel) (2020).
Über Jahre war nicht die Menge, sondern die Art der Ernährung immer wieder in den Schlagzeilen, da es immer mehr Deutsche mit Übergewicht gibt und die Deutschen sich nach wie vor nicht gesund ernähren.DGE Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. 14. DGE-Ernährungsbericht – Teil 1. Tech. Rep., DGE Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. / Thieme Verlag, Bonn (2021). Ansätze wie vegetarische oder vegane Ernährung, regionale oder biologisch angebaute Produkte, oder die Ampel-Kennzeichnung von Lebensmitteln haben immer nur kleine Teile der Bevölkerung erreicht. Trotz der Empfehlungen von Expert:innen zur Prävention von Übergewicht wurden keine Fortschritte erzielt, weder durch politische Maßnahmen noch durch freiwillige Verpflichtungen seitens der Industrie.Hawkes, C., Ruel, M. T., Salm, L., Sinclair, B. & Branca, F. Double-duty actions: Seizing programme and policy opportunities to address malnutrition in all its forms. The Lancet 395, 142–155 (2020). Wir haben unser Konsum- und Essverhalten in den frühen 20er Jahren größtenteils nicht geändert. Verursacht durch die ständige Verfügbarkeit von billigen, hochverarbeiteten Lebensmitteln ernähren sich die Menschen weiterhin sehr ungesund. Dies führte in Verbindung mit Bewegungsmangel zu einem Anstieg an Diabetes und schweren Herz- Kreislauferkrankungen.
SIEHE AUCH: „Gesundheit und Sport“
Etwa elf Millionen Menschen sterben jährlich an unangemessener Ernährung.Afshin, A. et al. Health effects of dietary risks in 195 countries, 1990–2017: A systematic analysis for the global burden of disease study 2017. The Lancet 393, 1958–1972 (2019).
Rund ein Drittel der Krankheitslast in Deutschland ist auf vermeidbare verhaltensbedingte und rund neun Prozent auf ernährungsbedingte Risiken zurückzuführen.IHME Institute for Health Metrics and Evaluation. GBD Compare – IHME Viz Hub. http://vizhub.healthdata.org/gbdcompare (2021).
Immer mehr Erwachsene sind in Deutschland übergewichtig. Bei den Jugendlichen (3-17 Jahre) sind 15% übergewichtig. In der Altersgruppe von 18 bis 65 Jahren sind 59,4 % der Männer und 37,3 % der Frauen übergewichtig. Bei den über 65-Jährigen sind bereits 69,6 % der Männer und 56,4 % der Frauen übergewichtig.DGE Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. 14. DGE-Ernährungsbericht – Teil 1. Tech. Rep., DGE Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. / Thieme Verlag, Bonn (2021).
Die externe Evaluation der staatlichen Initiative „IN FORM“ bemängelte die unzureichend umgesetzte Verhältnisprävention. Ansätze zu denen auch regulatorische Maßnahmen zur Gestaltung gesundheitsförderlicher Ernährungsumgebungen, wie zum Beispiel eine ‚Zuckersteuer‘ oder eine verpflichtende Ampelkennzeichnung von Lebensmitteln gehören, seien bislang deutlich unterrepräsentiert.Rehaag, R. & Waskow, F. Ernährungswandel zwischen Hunger und Übergewicht. In: Vereinte Nationen 3/21 Blick über den Tellerrand. Vereinte Nationen 69, 112–117 (2021). BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Nationaler Aktionsplan zur Prävention von Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusammenhängenden Krankheiten. Broschüre, BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft / BMG Bundesministerium für Gesundheit, Berlin (2014). BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten. Tech. Rep., BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Bonn (2018). BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Abschlussbericht der Evaluation des Nationalen Aktionsplans IN FORM. Abschlussbericht, BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Berlin (2019). Die DGE-Qualitätsstandards für die Verpflegung in Kitas, Schulen, Betrieben, Kliniken und Senioreneinrichtungen sowie Essen auf Rädern sind bis heute nicht flächendeckend in Deutschland eingeführt.
Weiterführende Literatur: DGE-Qualitätsstandards: https://www.dge.de/gv/dge-qualitaetsstandards/?L=0; Angebote zur Berechnung des ‚Umweltfussabdrucks‘: NAHGAST-Rechner (https://www.nahgast.de/rechner), Klimateller (https://www.klimateller.de), Eaternity (https://eaternity.org)
Die Diabetesstrategie folgt nicht der Empfehlung der WHO und anderer Organisationen.Bundestag. Start einer Nationalen Diabetes-Strategie – Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland und Versorgung des Diabetes mellitus zielgerichtet weiterentwickeln. Drucksache 19/20619 (2020). von Philipsborn, P. et al. Environmental interventions to reduce the consumption of sugar-sweetened beverages and their effects on health. Cochrane Database of Systematic Reviews (2019). von Philipsborn, P. et al. Environmental Interventions to Reduce the Consumption of Sugar-Sweetened Beverages: Abridged Cochrane Systematic Review. Obesity Facts 13, 397–417 (2020). Diese empfehlen ein Werbeverbot von ungesunden Nahrungsmitteln für Kinder bzw. eine deutliche Senkung des Zuckers in verarbeiteten Lebensmitteln, oder eine Zuckersteuer. Stattdessen setzt die Strategie allein auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie. So ist zum Beispiel der vom BMEL jüngst eingeführte Nutri-Score auf ungesunden Lebensmitteln meist nicht zu finden.BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Nutri-Score einfach erklärt: Informationen für den Einkauf (2020). Rehaag, R. & Waskow, F. Ernährungswandel zwischen Hunger und Übergewicht. In: Vereinte Nationen 3/21 Blick über den Tellerrand. Vereinte Nationen 69, 112–117 (2021).