Text (Stand 11.10.22)
Friedrich J. Bohn
Stephan Bohn
Aribert Peters
Volker Quaschning
Lektorat
Lea Musiolek
Antonia Rötger
Isabel Schmittknecht
Review
Kaspar Knorr
Kai Zosseder
Illustration
Linda Voß
2040 – Was wir erreicht haben
„Die letzte Klimakonferenz hat endlich das Tor in die Zukunft des internationalen Klimaschutzes geöffnet“, freut sich die amtierende Umweltministerin. Deutschland möchte in den kommenden Jahren seine Energieversorgung noch umweltverträglicher gestalten, indem Energie effizienter genutzt wird und zunehmend erneuerbare Energien eingesetzt werden. Aktuelles Ziel ist es, bis 2060 klimaneutral zu werden. Durch langwierige Abstimmungsprozesse zwischen den Ministerien und staatlichen Ebenen sind wir in der Vergangenheit langsamer vorangekommen als erhofft.
Das Zitat aus dem Jahr 2012 (nach der Klimakonferenz von Doha) stammt vom damaligen Umweltminister. Link
Der Entwurf des integrierten nationalen Energie- und KlimaplansBMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Entwurf des Integrierten Nationalen Energie- und Klimaplans. 143 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/necp.html (2019) sieht eine Reduktion der THG-Emissionen um 80 bis 95 % bis 2050 vor; diese harte Zielformulierung fehlt dann aber im finalen Dokument.BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Integrierter Nationaler Energie- und Klimaplan (NECP). 257 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/necp.html (2020) Stattdessen wird nur noch auf ein schwächer formuliertes Bekenntnis der BRD in der Zielformulierung des Klima-Gesetzes verwiesen, Treibhausgas-Neutralität bis 2050 als langfristiges Ziel zu verfolgen. Im Klimaschutzgesetz von 2019 selbst taucht das Jahr 2050 nicht auf.BMJ Bundesministerium der Justiz. KSG Bundes-Klimaschutzgesetz. (2019). In Folge des Urteils des BundesverfassungsgerichtsBVerfG Bundesverfassungsgericht. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021 – 1 BvR 2656/18 -, Rn. 1-270. (Bundesverfassungsgericht, 2021). beschloss das Bundeskabinett eine Novellierung des KSG mit der Zielformulierung, bis 2045 klimaneutral zu sein.Bundesregierung. Generationenvertrag für das Klima. Klimaschutzgesetz 2021. Bundesregierung https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/klimaschutzgesetz-2021-1913672 (2021) Dieses Ziel ist mit den aktuell (Sommer 2021) geplanten Maßnahmen nicht erreichbar.
Die Energiewende und der Klimaschutz werden durch Bund, Länder und Kommunen umgesetzt. Auf Bundesebene ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) federführend für die Energiepolitik. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) ist federführend für die Klimapolitik.
Der Primärenergieverbrauch ist heute (2040) um ein Viertel im Vergleich zu 2020 gesunken. Hauptursache ist die Umstellung auf Erneuerbare Energien. Die verbrauchte Endenergie hat sich nur geringfügig verändert.
Bei der Stromerzeugung durch fossile Energieträger entsteht Wärme. Diese wird in die Primärenergie mit einberechnet, steht aber nicht als Endenergie zur Verfügung. In Teilen wird mittels Kraftwärmekopplungsanlagen diese Wärme zwar verwendet, trotzdem bleibt der Wirkungsgrad bei fossilen Energien geringer als bei erneuerbaren Energien. Bei erneuerbaren Energien entspricht der im Solarmodul oder in der Windturbine erzeugte Strom der Primärenergie und somit nahezu der Endenergie, da nur sehr geringe Verluste im Netz entstehen (gerechnet mit der Substitutionsmethode).
Außerdem fahren 2040 immer noch viele Verbrenner auf den Straßen, welche zu einem gewissen Anteil Biosprit verbrauchen. Dafür werden große Anbauflächen benötigt, welche in Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau und zu Photovoltaik-Anlagen stehen.
Während der Primärenergieverbrauch in den letzten Jahren gesunken ist, bleibt der Endenergieverbrauch konstant.AGEB Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. Auswertungstabelle zur Energiebilanz Deutschland – Daten für die Jahre von 1990 bis 2019 (Stand September 2020). https://ag-energiebilanzen.de/10-0-Auswertungstabellen.html und https://ag-energiebilanzen.de/8-0-Anwendungsbilanzen.html (2020)
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Der durch erneuerbare Energie erzeugte Strom hat im Vergleich zu 2020 deutlich zugenommen.BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Integrierter Nationaler Energie- und Klimaplan (NECP). 257 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/necp.html (2020) Durch den moderaten Ausbau der Wasserstoff- und Elektromobilität ist der Gesamtstrombedarf jedoch gestiegen. Dadurch wird heute der Strom zu etwa 60% aus erneuerbaren Energien gewonnen, und der verbleibende Teil wird über Gas- und Ölkraftwerke geliefert.BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Integrierter Nationaler Energie- und Klimaplan (NECP). 257 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/necp.html (2020) Verbrenner stellen die größte Gruppe im Straßenverkehr, und Gasöfen sind auch weiterhin das bevorzugte Heizsystem. Ein Teil des Stromes wird auch zur Wärmeerzeugung genutzt.
Im Jahr 2020 wurden 19,3% des deutschen Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt.AGEB Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. Auswertungstabelle zur Energiebilanz Deutschland – Daten für die Jahre von 1990 bis 2019 (Stand September 2020). https://ag-energiebilanzen.de/10-0-Auswertungstabellen.html und https://ag-energiebilanzen.de/8-0-Anwendungsbilanzen.html (2020) Der nationale Energie- und Klima-Plan sieht eine Steigerung auf knappe 30% des Endenergieverbrauchs in 2030 vor.BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Integrierter Nationaler Energie- und Klimaplan (NECP). 257 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/necp.html (2020) Wird der aktuelle Pfad bis 2040 weiter fortgeschrieben, dann ergibt sich ein Anteil von etwa 40%, wenn der Kohleausstieg vollzogen wäre.BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Integrierter Nationaler Energie- und Klimaplan (NECP). 257 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/necp.html (2020) Außerdem ist bis zum Jahr 2030 ein Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch von 65% vorgesehen.BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Integrierter Nationaler Energie- und Klimaplan (NECP). 257 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/necp.html (2020) Es ist umstritten, wie hoch der Stromverbrauch ist, auf den sich dieses Ziel bezieht.
Durch den zögerlichen Ausbau der erneuerbaren Energien ist Deutschland weiterhin stark von Energie-Importen abhängig.
Das Barometer der Energiewende von 2019 geht für das Jahr 2050 davon aus dass etwa 58% des Strombedarfs im Ausland erzeugt werden Link
01 – Der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen in Berlin würde bei aktuellem Ausbau-Tempo erst nach dem Jahr 2100 sein volles Potential erreichen.Bergner, J. & Siegel, B. Das Berliner Solarpotenzial. Kurzstudie zur Verteilung des solaren Dachflächenpotenzials im Berliner Gebäudebestand. 66 https://solar.htw-berlin.de/studien/berliner-solarpotenzial/ (2018) Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Berlin. Masterplan Solarcity Berlin – Monitoringbericht 2020. 40 https://www.solarwende-berlin.de/allgemein/masterplan-solarcity-berlin/monitoring (2020)
02 – Mit der aktuellen Ausbaugeschwindigkeit von Windkraftanlagen (ca. 35 Gigawatt pro 10 Jahre) erreichen wir bis 2040 nicht einmal die Hälfte des für die Klimaneutralität angestrebten Wertes von ca. 250 GW. Mit der aktuellen Geschwindigkeit erreichen wir den angestrebten Wert für Windkraft erst im Jahr 2080.Fraunhofer ISE et al. Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem. Die deutsche Energiewende im Kontext gesellschaftlicher Verhaltensweisen. Update unter einer Zielvorgabe von 65 % CO2-Reduktion in 2030 und 100 % in 2050. 19 https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/Fraunhofer-ISE-Studie-Wege-zu-einem-klimaneutralen-Energiesystem-Update-Zielverschaerfung.pdf (2020
Erdöl und Erdgas werden zu fast 100% aus dem Ausland importiert. Den größten Anteil hat hier weiterhin Russland. Der grüne Wasserstoff kommt meist aus Nordseeanrainerstaaten oder Afrika.BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Integrierter Nationaler Energie- und Klimaplan (NECP). 257 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/necp.html (2020) BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschng & Forschungszentrum Jülich. H2 Atlas-Africa. H2 Atlas-Africa https://www.h2atlas.de (2021) Die Unruhen in etlichen afrikanischen Ländern nehmen aber in Folge der Klimaveränderungen stetig zu, was zu starken Preisschwankungen führt.Raleigh, C. Political Marginalization, Climate Change, and Conflict in African Sahel States. International Studies Review 12, 69–86 (2010) Hsiang, S. M., Burke, M. & Miguel, E. Quantifying the Influence of Climate on Human Conflict. Science (2013) doi:10.1126/science.1235367 Hendrix, C. S. & Salehyan, I. Climate change, rainfall, and social conflict in Africa. Journal of Peace Research 49, 35–50 (2012) Niang, I. et al. Africa. In: Climate Change 2014: Impacts, Adaptation, and Vulnerability. Part B: Regional Aspects. Contribution of Working Group II to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Barros, V.R., C.B. Field, D.J. Dokken, M.D. Mastrandrea, K.J. Mach, T.E. Bilir, M. Chatterjee, K.L. Ebi, Y.O. Estrada, R.C. Genova, B. Girma, E.S. Kissel, A.N. Levy, S. MacCracken, P.R. Mastrandrea, and L.L.White (eds.)]. in Climate Change 2014 – Impacts, Adaptation and Vulnerability: Part B: Regional Aspects: Working Group II Contribution to the IPCC Fifth Assessment Report: Volume 2: Regional Aspects (ed. IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change) vol. 2 1199–1266 (Cambridge University Press, 2014).
Es herrscht noch keine Einigkeit, inwieweit der Klimawandel direkt Konflikte fördert. Allerdings fördert er jene Faktoren, die das Risiko eines gewaltsamen Konflikts erhöhen können, wie niedrige Pro-Kopf-Einkommen, wirtschaftlicher Niedergang und inkonsistente staatliche Institutionen.Niang, I. et al. Africa. In: Climate Change 2014: Impacts, Adaptation, and Vulnerability. Part B: Regional Aspects. Contribution of Working Group II to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Barros, V.R., C.B. Field, D.J. Dokken, M.D. Mastrandrea, K.J. Mach, T.E. Bilir, M. Chatterjee, K.L. Ebi, Y.O. Estrada, R.C. Genova, B. Girma, E.S. Kissel, A.N. Levy, S. MacCracken, P.R. Mastrandrea, and L.L.White (eds.)]. in Climate Change 2014 – Impacts, Adaptation and Vulnerability: Part B: Regional Aspects: Working Group II Contribution to the IPCC Fifth Assessment Report: Volume 2: Regional Aspects (ed. IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change) vol. 2 1199–1266 (Cambridge University Press, 2014). IPCC. IPCC Sixth Assessment Report (AR6). Working Group II. Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. 3676 https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/ (2022)
Durch die immer stärkeren Auswirkungen des Klimawandels reduziert sich die verbleibende Kapazität der thermischen Großkraftwerke im Sommer immer stärker und die Ausfälle in Folge von Hitzewellen nehmen zu.Tobin, I. et al. Vulnerabilities and resilience of European power generation to 1.5°C, 2°C and 3°C warming. Environ. Res. Lett. 13, 044024 (2018), van Vliet, M. T. H. et al. Vulnerability of US and European electricity supply to climate change. Nature Clim Change 2, 676–681 (2012), Mideksa, T. K. & Kallbekken, S. The impact of climate change on the electricity market: A review. Energy Policy 38, 3579–3585 (2010) Bei Kraftwerken mit Carbon-Capture Technologie sind durch den höheren Wasserbedarf die Ausfälle sogar noch höher.Byers, E. A., Hall, J. W. & Amezaga, J. M. Electricity generation and cooling water use: UK pathways to 2050. Global Environmental Change 25, 16–30 (2014) Gleichzeitig stieg der Kühlbedarf von Arbeitsplätzen und Wohnungen, was die Einsparungen im Heizen durch mildere Winter quasi kompensierte.Mutschler, R., Rüdisüli, M., Heer, P. & Eggimann, S. Benchmarking cooling and heating energy demands considering climate change, population growth and cooling device uptake. Applied Energy 288, 116636 (2021)
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Van Vliet et al.van Vliet, M. T. H. et al. Vulnerability of US and European electricity supply to climate change. Nature Clim Change 2, 676–681 (2012) zeigten einen durchschnittlichen sommerlichen Kapazitätsrückgang der Kraftwerke von 6,3-19% in Europa je nach Kühlsystemtyp und Klimaszenario für 2031-2060. Darüber hinaus werden die Wahrscheinlichkeiten für extreme (>90 %) Reduzierungen der thermoelektrischen Stromerzeugung im Durchschnitt um den Faktor drei steigen. Tobin et al.Tobin, I. et al. Vulnerabilities and resilience of European power generation to 1.5°C, 2°C and 3°C warming. Environ. Res. Lett. 13, 044024 (2018) berechnen einen Rückgang von 20% bei einer um 3°C erhöhten globalen Mitteltemperatur. Ähnlich sieht es für Atomstrom aus, auch hier führen erhöhte Temperaturen zu einer Reduzierung der Produktivität.Linnerud, K., Mideksa, T. K. & Eskeland, G. S. The Impact of Climate Change on Nuclear Power Supply. EJ 32, (2011)
Weil der zukünftige Strombedarf steigen wird, besteht ein großer Bedarf an verbesserten Klimaanpassungsstrategien im thermoelektrischen Stromsektor, um die Energiesicherheit zu gewährleisten. Diese Investitionen wirken sich auf die Stromkosten aus. Diese zusätzlichen Kosten fallen in den anderen Zukunftsbildern weg beziehungsweise sind vernachlässigbar.
Windkraftanlagen hingegen produzieren heute sogar etwas mehr Strom durch die Zunahme der Windgeschwindigkeiten, und durch Sturm und Trockenheiten nehmen die Holzabfälle aus der Forstindustrie zu.Mideksa, T. K. & Kallbekken, S. The impact of climate change on the electricity market: A review. Energy Policy 38, 3579–3585 (2010) Die Sonnenstrahlung hat sich kaum geändert, und somit gibt es kaum Auswirkungen auf die Solarstromproduktion.
Tobin et al.Tobin, I. et al. Vulnerabilities and resilience of European power generation to 1.5°C, 2°C and 3°C warming. Environ. Res. Lett. 13, 044024 (2018) gehen von einem leichten Rückgang (bis zu 10%) der Produktivität für Wind- und Solarenergie aus. Allerdings kam es im Dürrejahr 2018 in Deutschland zu keinem spürbaren Rückgang der Solar- und Windstromerzeugung.
Durch Wetterextreme verschleißt die Infrastruktur inzwischen schneller, sodass sich die Kosten für die Infrastruktur deutlich erhöht haben.Mideksa, T. K. & Kallbekken, S. The impact of climate change on the electricity market: A review. Energy Policy 38, 3579–3585 (2010) Trotzdem kommt es vermehrt zu Stromausfällen.Panteli, M. & Mancarella, P. Modeling and Evaluating the Resilience of Critical Electrical Power Infrastructure to Extreme Weather Events. IEEE Systems Journal 11, 1733–1742 (2017) Durch Unfälle in Folge des schmelzenden Permafrostbodens und Schadensersatzklagen vor allem in arktischen Regionen entstehen weitere Kosten.
Die Kosten durch Unfälle, Instandhaltung der Infrastruktur sowie die reduzierte Leistung der Kraftwerke mit fossiler Energie haben zu einer deutlichen und kontinuierlichen Steigerung der Strompreise und der Energiekosten im Allgemeinen geführt.
In den letzten 20 Jahren (2001-2021) hat sich der Versorgeranteil am Strompreis (Beschaffung, Vertrieb, Netzentgelt) ohne Steuern, Abgaben und Umlagen für die Industrie um 64% erhöht, der für Haushalte um 78%.BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. BDEW-Strompreisanalyse Januar 2021. BDEW-Strompreisanalyse https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/bdew-strompreisanalyse/ (2022)
Die Maßnahmen, die wir auf den Weg brachten
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Obwohl jedes Jahr neue Rekorde der regenerativen Energien gefeiert werden, fiel Deutschland hinter die CO2-Reduktionsziele für eine 1,5- und 2,0-Grad-Welt zurück, da zum Beispiel der Kohleausstieg zu langsam voranschritt, um diese Ziele zu erreichen. Gleichzeitig wurden neue Gaskraftwerke gebaut, sodass der Anteil von Gas in der Energieerzeugung in den 20ern vorerst noch angestiegen ist.BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Integrierter Nationaler Energie- und Klimaplan (NECP). 257 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/necp.html (2020) Der Stromimport nahm immer mehr ab.BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Integrierter Nationaler Energie- und Klimaplan (NECP). 257 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/necp.html (2020) Auch für die Wärmeerzeugung wurden vorrangig Gas und Fernwärme aus Großkraftwerken weitergenutzt.
Braunkohle ist der fossile Brennstoff, von dem die höchste Klima- und Umweltbelastung ausgeht. Bei Braunkohle entstehen ca. 110t CO2 pro Terajoule, bei Steinkohle sind es knapp 100t CO2 pro Terajoule.UBA Umweltbundesamt et al. Daten und Fakten zu Braun- und Steinkohlen (2017). Status quo und Perspektiven. 60 https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/daten-fakten-zu-braun-steinkohlen-2017 (2017) Neben der Emission von CO2 sind Kohlekraftwerke für fast 100% der Quecksilberemissionen durch die Stromerzeugung sowie für knapp 90% der Emissionen von Cadmium, Arsen und Blei verantwortlich.UBA Umweltbundesamt et al. Daten und Fakten zu Braun- und Steinkohlen (2017). Status quo und Perspektiven. 60 https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/daten-fakten-zu-braun-steinkohlen-2017 (2017)
Die Effizienz der Verbrennungsmotoren wurde nicht weiter verbessert, da hauptsächlich alternative Antriebe erforscht wurden.BMVI Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Verkehr in Zahlen 2020. 372 https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-2020-pdf.pdf?__blob=publicationFile (2020) Daher stieg der Bedarf an Kraftstoffen, und erst nach einigen Jahren begann er zu sinken. Der Ausbau von Wasserstoff als Energieträger konnte bis zum Jahr 2040 nicht durch grünen Wasserstoff erreicht werden, sodass auch Wasserstoff aus Methan beziehungsweise im Ausland mit Atomstrom hergestellt wird.
Der derzeit geplante Ausbau regenerativer Stromerzeugung in Deutschland und die geplanten Importmengen von Wasserstoff reichen bei Weitem nicht aus, um mit erneuerbarer Energie elektrolytisch hergestellten (sogenannten grünen) Wasserstoff als Kraftstoff für Mobilität, als Basismaterial für die Industrie und als Energiespeicher für die Stromerzeugung zu verwenden. Daher sollte der Wasserstoff nicht für Raumwärme (hier wären Wärmepumpen und Fernwärme aus erneuerbaren Quellen besser) oder für Verkehr (abgesehen von Flug und Schiffsverkehr, hier wären batterieelektrische Antriebe besser) genutzt werden.Gerhards, C. et al. Klimaverträgliche Energieversorgung für Deutschland – 16 Orientierungspunkte / Climate-friendly energy supply for Germany—16 points of orientation. 1–55 https://zenodo.org/record/4409334 (2021) doi:10.5281/ZENODO.4409334 Auch die Stickoxidemissionen durch den Verkehr blieben bei Wasserstoffantrieben vorhanden.
Mit dem Argument, erneuerbare Energien in Europa besser verfügbar zu machen, wurde die Entwicklung eines europäischen Energienetzes weiter vorangetrieben.
Das europäische Projekt e-Highway2050 erarbeitet einen modularen Netzentwicklungsplan (Modular Development Plan) für das europäische Stromübertragungsnetz bis 2050, das zur Entwicklung eines integrierten europäischen Strommarkts beitragen soll. Der Netzentwicklungsplan soll künftig Entscheidungsträger:innen aus Politik, Regulierungsbehörden und Stromwirtschaft als Grundlage für den Ausbau des gesamteuropäischen Übertragungsnetzes dienen. Die Netzplanungsmethodik wird allen ENTSO-E-Mitgliedern zur Verfügung gestellt und soll künftig als Basis für weitere Forschung und Innovation zur Entwicklung besserer Planungsinstrumente für den Netzausbau dienen.dena Deutsche Energie-Agentur GmbH. e-Highway2050. Process and work flow. 4 https://www.dena.de/en/topics-projects/projects/energy-systems/e-highway2050/ (2013)
Bei diesem Netzausbau gab es immer wieder Widerstand durch die betroffene Bevölkerung und Naturschützer:innen. Dieser richtete sich vor allem gegen den Bau weiterer Freileitungen und Windräder aufgrund der Auswirkungen auf Mensch, Natur und Landschaftsbild.
Mit der aktuellen Ausbaugeschwindigkeit von Windkraftanlagen (ca. 35 Gigawatt pro 10 Jahre) erreichen wir bis 2040 etwa 120 Gigawatt. Sollten wir mit dieser Menge Klimaneutralität anstreben, dann müssten wir statt etwa 400 Gigawatt etwa 650 Gigawatt durch Solarzellen aufbauen.Fraunhofer ISE et al. Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem. Die deutsche Energiewende im Kontext gesellschaftlicher Verhaltensweisen. 66 https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/Fraunhofer-ISE-Studie-Wege-zu-einem-klimaneutralen-Energiesystem.pdf (2020)
Der Preis für Strom aus fossilen Energien verteuerte sich weiter, auch wenn vereinzelte Jahre einen Rückgang des Preises zeigten. Neben der steigenden CO2-Steuer waren dies aber auch die steigenden Kosten in der Erzeugung. Die Limitierung der Flächen, gesetzliche Regelungen und die gleichzeitig steigende Nachfrage nach grünem Strom ließen dessen Preis trotz Effizienzsteigerungen und sinkender Produktionspreise nicht weiter fallen, sondern er pegelte sich auf dem Niveau von 2020 ein.
Durch den Mindestabstand von 1000 Metern ist ein Zubau an Windenergiekapazität gegenüber dem Status quo auf der verbleibenden Fläche faktisch nicht möglich. Aktuelle Anlagen wurden teilweise zu nah an Siedlungen gebaut, sodass eine Erneuerung der Anlagen nicht möglich sein wird.Plappert, M.-L., Rudolph, M. & Vollmer, C. Auswirkungen von Mindestabständen zwischen Windenergieanlagen und Siedlungen. Auswertung im Rahmen der UBA-Studie „Flächenanalyse Windenergie an Land“. 22 https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/auswirkungen-von-mindestabstaenden-zwischen (2019)