Gross

Gerechtigkeit & Diversität

Gross

Text
Christine Radomsky
Gregor Hagedorn
(Stand 27.07.24)

Lektorat
Antonia Rötger

Review

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Aktuell wird sie von mir, Dr. Christine Radomsky, betreut. Mein persönlicher Hintergrund ist Physik und Informationstechnologie für Bahntechnik; seit 2022 bin ich im Zukunftsbilder-Team dabei. Unten findest Du einen unvollständigen Kurztext als ersten Eindruck.

Wenn Du durch Deinen eigenen Fachhintergrund Kompetenz für dieses Thema mitbringst und bei der Weiterentwicklung des Textes helfen möchtest, dann schreib uns unter scientists@zukunftsbilder.net.

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Christine Radomsky und das Zukunftsbilder-Team

Vorläufiger Kurztext

2040 – Wir haben schon viel erreicht

2040 leben wir in einem in vielerlei Hinsicht gerechteren und lebenswerteren Land. Gleichzeitig wirtschaften und leben wir bereits fast klimaneutral.

In allen Lebensbereichen wie Energie, Mobilität, Wohnen, Ernährung und Konsum nutzen wir klima- und umweltfreundliche Optionen, die nun für alle zugänglich und erschwinglich sind. Das kommt weniger privilegierten Menschen besonders zugute – Einkommensschwachen, Alleinerziehenden, Landbewohner:innen, Kindern, älteren und behinderten Menschen.

Menschen können sich frei entscheiden, wie sie klimafreundlich von A nach B kommen: per Fahrrad, Bus, Bahn oder E-Auto. Dafür stehen sowohl sichere Radwege, ein verlässlicher Nah- und Fernverkehr als auch ein dichtes Netz von E-Ladestationen zur Verfügung. Einkommensschwächere erhalten bei Bedarf Sozialtickets für ÖPNV und Bahn. Ärmere Menschen auf dem Land, die noch auf das Pendeln zur Arbeit angewiesen sind, nutzen günstige Sozial-Leasing-Programme für kleine E-Autos.

Der motorisierte Individualverkehr spielt eine geringere Rolle als früher. Damit haben wir an Lebensqualität gewonnen, denn Verkehrslärm, Feinstaub und Staus haben stark abgenommen. Ehemals betonierte Flächen, auf denen früher Autos parkten, verwandelten wir in kleine Parks und Kiezgärten. Diese nutzen wir auch als Stätten der Begegnung. All das trägt zu besserer Gesundheit und einem stressfreieren Leben bei – für uns alle, aber besonders für weniger privilegierte Menschen.

Auch in anderen Bereichen wie Gesundheit, Arbeit und Teilhabe stärken wir die soziale Gerechtigkeit.

An Klimawandelfolgen wie häufige Hitzewellen und Starkregen passen wir uns solidarisch an. Stadtviertel mit viel Beton und starkem Verkehr, in denen oft ärmere, gesundheitlich belastete Menschen wohnen Bolte, Gabriele, Lisa Dandolo, Sophie Gepp, Claudia Hornberg, und Susanne Lopez Lumbi. „Klimawandel und gesundheitliche Chancengerechtigkeit: Eine Public-Health-Perspektive auf Klimagerechtigkeit“, 29. November 2023. https://doi.org/10.25646/11769, werden bevorzugt umgestaltet. Die Kommunen pflanzen Bäume, begrünen Fassaden, entsiegeln Betonflächen und bauen Trinkbrunnen. Bürger:innen legen auf den frei werdenden Flächen urbane Gärten an. Diese Umgestaltungen verbessern besonders in „Problemkiezen“ Gesundheit und Lebensqualität.

Wir haben nicht nur die Ungleichheit zwischen Arm und Reich gemildert und so für mehr soziale Fairness gesorgt. Gleichzeitig stärkten wir die Chancengerechtigkeit für Frauen, Behinderte, Menschen verschiedenen Alters, unterschiedlicher Herkunft oder Religion in allen Lebensbereichen.

Beispielsweise übernehmen mehr Frauen, Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund Führungsverantwortung in Wirtschaft, Bildungswesen, Politik und Verwaltung als noch Mitte der 20er Jahre. Deren vielfältige Sichtweisen und Kompetenzen bereichern unsere Gesellschaft. Auch Menschen verschiedener sexueller Orientierung und Identität können sich nun frei entfalten.

Lasten und Chancen in unserer Gesellschaft, aber auch Mitspracherechte sind jetzt fairer verteilt. Das hilft uns, einander (und der Politik) mehr zu vertrauen und den nachhaltigen Wandel unseres Landes mitzugestalten.

Die Maßnahmen, die uns auf den Weg brachten

Zunehmend erkannten wir, dass die Bekämpfung der Klimakrise mit Maßnahmen gegen Armut und soziale Ungleichheit Hand in Hand gehen kann Gründinger, Wolfgang, Lena Bendling, Felix Creutzig, Gregor Hagedorn, Claudia Kemfert, Bernhard Neumärker, Barbara Praetorius, und Mario Tvrtković. „CO2-Bepreisung und soziale Ungleichheit in Deutschland“. Momentum Quarterly, 5. Oktober 2021, 176–87. https://doi.org/10.15203/momentumquarterly.vol10.no3.p176-187.

Der erste Schritt war ein Klimageld, das ab Ende der 2020er Jahre an alle Bürger:innen gezahlt wurde. Damit gab der Staat die aus dem CO₂-Preis gewonnenen Einnahmen an uns zurück – zunächst als gleiche Summe pro Kopf, später sozial gestaffelt Knopf, Brigitte, Brigitte Verspohl, Astrid Schaffert, und Marie-Louise Zeller. „Eine sozial gerechte und klimaneutrale Zukunft sichern: 11 Thesen für eine Klimasozialpolitik“. 2024. Zugegriffen 13. Juni 2024. https://zukunft-klimasozial.de/wp-content/uploads/2024/06/Zukunft-KlimaSozial_11-Thesen-fuer-eine-Klimasozialpolitik.pdf. Mit Mietzuschüssen wurden die höheren Mieten nach thermischer Sanierung für sozial Schwächere abgefedert. Gerade Menschen mit kleinen Einkommen können so die wachsenden Lebenshaltungskosten besser tragen, die mit höherem CO₂-Preis ansteigen. Wer emissionsarm lebt, profitiert am meisten.

Im Verkehrssektor wurden bevorzugt die Infrastrukturen für emissionsarmen Verkehr ausgebaut, die dem Gemeinwohl dienen, wie Fahrradwege, Tram- und Busspuren sowie das Bahnnetz für den Fernverkehr.

Der Staat setzte finanzielle Anreize für gesunde und klimafreundliche Ernährung, von denen besonders Menschen mit kleinem Einkommen profitieren. Für regionales Obst und Gemüse zahlen wir nun eine deutlich gesenkte Mehrwertsteuer, für Fleisch jedoch den vollen Steuersatz.

Wie haben wir all das finanziert? Immer mehr Bürger:innen setzten sich für eine Steuer auf große Vermögen ein, siehe zum Beispiel „European Citizens’ Initiative Taxing great wealth to finance the ecological and social transition“. 2023. Zugegriffen 24. Juni 2024. https://citizens-initiative.europa.eu/initiatives/details/2023/000006_en. Schließlich wurde in der EU eine europäische Vermögenssteuer für die sehr Reichen beschlossen. In Deutschland wurde die seit 1997 ausgesetzte Vermögenssteuer überarbeitet und wieder in Kraft gesetzt, außerdem wurde die Erbschaftssteuer reformiert. Menschen mit sehr großen Vermögen tragen jetzt stärker zu den Gemeinwohl-Aufgaben des Staates wie sozialem Ausgleich, Gesundheits- und Bildungswesen sowie Klima- und Umweltschutz bei.

Auch die Einflussmöglichkeiten auf die Politik wurden gerechter verteilt. Zum einen entwickelten die Kommunen neue Formen der Beteiligung. So konnten betroffene Bürger:innen von Anfang an ihre Sichtweisen und Interessen einbringen, beispielsweise in Naturschutzprojekte und Mobilitätskonzepte ihrer Stadt oder Gemeinde. Geloste und moderierte Bürger:innenräte brachten Menschen verschiedener Identität und Lebenserfahrung zusammen, um sich zu Zukunftsfragen auszutauschen. Sie erarbeiteten Empfehlungen für die Politik auf kommunaler und Landesebene, regten eine breite Diskussion in der Bevölkerung an und bereiteten bei Bedarf Bürgerentscheide vor.

Zum anderen wurde das Transparenzgesetz für Lobbyismus verschärft, sodass der übermäßige Einfluss von Superreichen und Großkonzernen auf die Politik Deckwirth, Christina, und Nina Katzemich. „Pipelines in die Politik: Die Macht der Gaslobby in Deutschland | LobbyControl“. 2023. Zugegriffen am 24. Juni 2024. https://www.lobbycontrol.de/pipelines-in-die-politik-die-macht-der-gaslobby-in-deutschland/ zurückgedrängt werden konnte.

So ist es uns gelungen, die notwendigen tiefgreifenden Veränderungen in einem breiten gesellschaftlichen Konsens anzugehen.