Text (Stand 19.11.22)
Thomas Lehmann
Andreas Pfennig
Alexander Graf
Bernadette Menacher
Regine Rehaag
Lektorat
Lea Musiolek
Isabel Schmittknecht
Review
Anton Brokow-Loga
Lorena Valdivia
Sonja Knapp
Illustration
Frieder Beckmann
2040 – Wir haben schon viel erreicht
SIEHE AUCH: Immobilienwirtschaft, Bauen und Wärmeversorgung
Beim Wohnen hat sich im Zukunftsbild Fokussiert für die Menschen kaum etwas geändert. Statt fossiler Energie nutzen wir vorwiegend erneuerbar erzeugten Strom. Elektrogeräte sind durch technischen Fortschritt energiesparsamer geworden, zum Heizen und Kühlen werden vorwiegend Wärmepumpen eingesetzt. Nur wenige Gebäude, bei denen eine entsprechende Umrüstung beispielsweise aus Gründen des Denkmalschutzes nicht möglich war, werden mit Biogas oder Bio-Heizöl geheizt. Diese Entwicklungen betreffen die Ausstattung der Gebäude und sind in der Facette „Immobilienwirtschaft, Bauen & Wärmeversorgung“ detaillierter beschrieben. Neue gesetzliche Regelungen und Maßnahmen haben geholfen, dass sozial benachteiligte Menschen an diesen Entwicklungen teilhaben konnten. Wir nutzen unsere Gebäude kaum anders als 2021. Dem technischen Fortschritt entsprechend ist aber der Wohnkomfort gestiegen.
01 – Ausgelöst durch die steigenden Abgaben für CO2-Emissionen und die damit zunehmenden Nebenkosten auch für das Wohnen werden heute kleinere, dafür aber funktionalere Wohnungen und Häuser genutzt. Die mittlere Wohnfläche pro Kopf, die früher stetig stieg, ist heute sogar leicht rückläufig. Die Nutzung von Tiny und Small Houses hat gegenüber 2021 zugenommen, ist aber immer noch die Ausnahme.
02 – Die Menschen beschäftigen sich bewusster als 2021 mit der Gestaltung ihrer persönlichen Umgebung und verzichten auf Konsum, auch beim Wohnen. Entsprechend werden mehr Secondhand- und Vintage-Möbel als 2021 für die Einrichtung verwendet. Dieser Trend entwickelt sich aufgrund einer Verschiebung der Präferenzen in der Gesellschaft. Die Medien folgen diesem Trend lediglich, beispielsweise mit DIY-Sendungen für Heimwerker:innen zum Aufhübschen älterer Möbel.
Eine Veränderung der persönlichen Präferenzen bei der Wohnungsgröße wird sich nur langsam bei der mittleren Wohnfläche pro Person niederschlagen. Daher ist selbst bei einem 2021 beginnenden Anstieg der Kosten für CO2-Emissionen eine Auswirkung auf die mittleren Wohnflächen nur sehr verzögert zu erwarten. Durch den demographischen Wandel wird es in Deutschland zukünftig mehr Singlehaushalte geben, beispielsweise für alleinlebende ältere Personen. Der Anteil der typischen Familien-Haushalte, die aus zwei Eltern und zwei oder drei Kindern bestehen, wird abnehmen. Darauf kann innerstädtisch durch Nachverdichtung und sowohl in der Stadt als auch im ländlichen Bereich durch Sanierung und Umbauten reagiert werden. Zudem wird absehbar der Bedarf an kleinen (small) und kleinsten (tiny) Häusern steigen. Unter einem Tiny House versteht man ein Haus, das typischerweise wenige 10 Quadratmeter Wohnfläche bietet. Ein Small House weist eine etwas größere Wohnfläche auf, die aber unter der mittleren Wohnfläche einer Wohnung in Deutschland von etwa 90 Quadratmetern liegt.UBA Umweltbundesamt. Wohnfläche. Umweltbundesamt https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/wohnen/wohnflaeche (2013) Häufig sind Tiny und Small Houses mobil, können also bei einem Umzug mitgenommen werden. Dadurch kann auf sich verändernde Arbeitsbedingungen reagiert werden und es lassen sich Arbeitsmigration und Eigentum leichter miteinander vereinbaren.
Die Maßnahmen, die uns auf den Weg brachten
Unsere Art zu wohnen hat sich so entwickelt, wie es schon seit Jahrzehnten abzusehen war. Haushaltsgeräte wurden effizienter und die Ausstattung unserer Wohnungen zunehmend digitaler. Darüber hinaus gab es keine gezielten Maßnahmen. Da wir CO2-Emissionen konsequent bepreist haben, wurde die Gebäudeausstattung weiterentwickelt. Der CO2-Preis wurde dem Fortschritt beim Erreichen der Klimaziele immer wieder angepasst, sodass er 2035 bei etwa 200€ pro Tonne CO2 liegt. Durch gesetzliche Regelungen und Ausgleichsmaßnahmen wurden die CO2-Kosten sozial gerecht aufgeteilt, ohne dabei ihre Lenkungswirkung zu verlieren.
Der Preis von 200€ pro Tonne CO2 in 2035 ist beispielhaft für die erwartete Größenordnung. Er entspricht dem Wert, der zum Erreichen der Klimaziele führt.UBA Umweltbundesamt. Rebound-Effekte. (2019) BMU Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und nukleare Sicherheit & Schulze, S. Schulze: CO2-Preis kann sozial gerecht gestaltet werden – BMU-Pressemitteilung. bmu.de https://www.bmu.de/PM8614 (2019) Edenhofer, O., Flachsland, C., Kalkuhl, M., Knopf, B. & Pahle, M. Optionen für eine CO2-Preisreform – MCC-PIK-Expertise für den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. 107 https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/Arbeitspapiere/Arbeitspapier_04_2019.pdf (2019) Es ist zu erwarten, dass bei einer planbaren Klimapolitik dieser Preis nicht erreicht wird, weil die Firmen zur Vermeidung der hohen Kosten für fossil-basierte Produkte und dem daraus resultierenden Wettbewerbsnachteil frühzeitig auf nachhaltigere Produkte und Produktionsmethoden umstellen. Die zusätzlichen Kosten für CO2-Emissionen müssen dabei von Maßnahmen wie beispielsweise einer Pro-Kopf-Rückerstattung (Klimadividende) begleitet werden, die dafür sorgen, dass sozial benachteiligte Gruppen bei diesen Entwicklungen nicht abgehängt werden.Edenhofer, O., Flachsland, C., Kalkuhl, M., Knopf, B. & Pahle, M. Optionen für eine CO2-Preisreform – MCC-PIK-Expertise für den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. 107 https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/Arbeitspapiere/Arbeitspapier_04_2019.pdf (2019) Die Rückerstattung darf nicht so hoch sein, dass sich für einige die Umstellung auf erneuerbare Energie und die Maßnahmen, um nennenswert weniger Energie zu konsumieren, nicht lohnen.