WimmelBild mit NahrungsPflanzen, dazwischen ein Schwein, ein Huhn, zwei LandWirtschaftsDrohnen, ein kleiner Teich mit Fisch sowie ein Busch mit einem Vogel darauf.

Landnutzungs-
wandel & Böden

WimmelBild mit NahrungsPflanzen, dazwischen ein Schwein, ein Huhn, zwei LandWirtschaftsDrohnen, ein kleiner Teich mit Fisch sowie ein Busch mit einem Vogel darauf.

Text (Stand 06.08.24)
Friedrich J. Bohn
Tina Heger

Lektorat
Lea Musiolek
Isabel Schmittknecht
Andrea Kamphuis

Review
Lucie Chmelikova
Sebastian Wolfrum
Anonymus

Illustration
Carla Böwering

Die Ausgangslage

Noch in den 2020er Jahren verbrauchten wir ständig neue Flächen für Verkehr und Siedlungen, und die Landwirtschaft war voller eintöniger Monokulturen. Unsere vielen Wälder dienten vor allem der Forstwirtschaft und hatten wenig Artenvielfalt.Thünen-Institut. Pressemitteilung 24.02.2021: Wald im Trockenstress: Schäden weiten sich weiter aus – Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2020 zeigen: Die anhaltenden Dürrejahre fordern Tribut. https://www.thuenen.de/de/infothek/presse/aktuelle-pressemitteilungen/wald-im-trockenstress-schaeden-weiten-sich-weiter-aus/ (2021) Mit unserer intensiven wirtschaftlichen Nutzung der Natur hatten wir die biologische Vielfalt massiv verringertRaven, P. H. & Wagner, D. L. Agricultural intensification and climate change are rapidly decreasing insect biodiversity. PNAS 118, (2021) Wagner, D. L. Insect declines in the anthropocene. Annu. Rev. Entomol. 65, 457–480 (2020) Newbold, T. et al. Global effects of land use on local terrestrial biodiversity. Nature 520, 45–50 (2015) Tsiafouli, M. A. et al. Intensive agriculture reduces soil biodiversity across Europe. Glob Chang Biol 21, 973–985 (2015) und starke Bodenerosionen verursacht.Panagos, P. et al. The new assessment of soil loss by water erosion in Europe. Environmental Science & Policy 54, 438–447 (2015) Panagos, P. et al. Estimating the soil erosion cover-management factor at the European scale. Land Use Policy 48, 38–50 (2015)

In der Vergangenheit haben Grüne Revolution und Flurbereinigung bereits zu einem massiven Verlust von historischer Kulturlandschaft und biologischer Vielfalt geführt, sowie zu Bodendegradation durch Wind- und Wassererosion und einer Monotonisierung der Landschaft. Dies ist ein weltweites Muster der Umgestaltung von Landschaften.WBGU – Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen et al. Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration. Hauptgutachten. 415 https://www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/landwende (2020) SRU Sachverständigenrat für Umweltfragen & WBBGR Wissenschaftlichen Beirat für Biodiversität und Genetische Ressourcen. Für einen flächenwirksamen Insektenschutz. 51 https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/04_Stellungnahmen/2016_2020/2018_10_AS_Insektenschutz.html (2018) Heißenhuber, A., Haber, W. & Krämer, C. Umweltprobleme der Landwirtschaft – 30 Jahre SRU-Sondergutachten. 16 https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/umweltprobleme-der-landwirtschaft-30-jahre-sru (2015)

Die Nationale Akademie der Wissenschaften schreibt: „Die Ursachen für den Rückgang an Tier- und Pflanzenarten liegen in einem Zusammenspiel vieler Faktoren: die Zunahme von ertragreichen, aber artenarmen Ackerbaukulturen, die vorbeugende und oft flächendeckende Nutzung von Pflanzenschutzmitteln, intensive Düngung, die Erhöhung der Schlaggrößen, der Verlust von artenreichem Grünland und ein struktureller Wandel der Nutztierhaltung hin zu größeren Betrieben mit weniger Weidehaltung, der Verlust der Strukturvielfalt der Landschaft, aber auch der Verlust der Vernetzung von Schutzgebieten. Diese Ursachen sind im Wesentlichen bedingt durch die Intensivierung der Landnutzung und durch biologisch-technische Innovationen für die Erreichung von Produktionszielen“Leopoldina, acatech, & Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Energiewende 2030: Europas Weg zur Klimaneutralität. https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2020_Energiewende_2030_Final.pdf (2020) [Seite 3].

Moore und Auwälder, die ebenso wie der Wald Kohlenstoff speichern, waren auf etwa 5 % ihrer ursprünglichen Fläche reduziertNABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. Moore in Deutschland – Entstehung und Zerstörung der heimischen Moorlandschaften. Moore in Deutschland https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/moore/deutschland/index.html (2021) und beschädigt. Nationalparks bedeckten lediglich 0,5 % der Landfläche.BfN Bundesamt für Naturschutz. Handlungserfordernisse zur Ausgestaltung des nationalen GAP-Strategieplans. https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/landwirtschaft/Dokumente/20210108_Positionspapier_GAP2023.pdf (2021)

Das Klimaschutzgesetz von 2021 schreibt für die Ökosysteme (Landwirtschaft, Forst, Moore etc.) in Deutschland eine CO2-Senkenleistung von mindestens 25 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2030, 35 Mio. Tonnen im Jahr 2040 und 40 Mio. Tonnen im Jahr 2045 vor. Zwischen 2010 und 2019 lag die Senkenleistung im Mittel bei etwa 19 Mio. Tonnen CO2-ÄquivalentenUBA Umweltbundesamt. Gesellschaftliche Kosten von Umweltbelastungen. https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-wirtschaft/gesellschaftliche-kosten-von-umweltbelastungen (2021)

Und wozu das alles? Ungefähr die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche erzeugte Tierfutter. Gleichzeitig lieferten uns tierische Nahrungsmittel einen vergleichsweise kleinen Anteil der benötigten Nährstoffe.FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations. FAOSTAT Food and agriculture data. FAOSTAT Food and Agriculture Organization of the United Nations http://www.fao.org/faostat/en/#data (2021) Fläche ist endlich. Durch die Tierfutterproduktion blieb uns wenig Raum für den Anbau von Nahrungsmitteln und Rohstoffen, für Infrastruktur und so weiter.

Das alles haben wir erkannt und gehandelt – mit vielen kleinen Initiativen von unten, die ein buntes aber wirksames Gesamtbild ergeben.

2040 – Wir haben schon viel erreicht

Unsere Landschaft ist vielfältig und bunt. Überall in Deutschland haben lokale Initiativen bewirkt, dass die ehemals intensiv genutzte Agrarlandschaft durchsetzt ist von Kleinstrukturen wie Hecken und Feldgehölzen.

Mittels des High-Nature-Value-Index (zu Deutsch etwa: Hoher-Naturwert-Index) lässt sich bestimmen, wie wertvoll eine landwirtschaftlich genutzte Fläche für den Naturschutz ist. Ziel ist die für diese Region „typische“ Landschaft zu kennzeichnen und dann auch durch angepasste Nutzung als solche zu erhalten. Der HNV-Indikator muss bereits seit 2021 von allen Mitgliedstaaten gegenüber der EU berichtet werden.Benzler, A. Measuring extent and quality of HNV farmland in Germany in High Nature Value Farming in Europe. High nature value farming in Europe 507–510 (2012) Die Bewirtschaftungsweisen sind vielfältig und orientieren sich stark an den lokalen Gegebenheiten.

Wolfgang Haber hat bereits Anfang der 1970er Jahre das Konzept der „Differenzierten Boden- beziehungsweise Landnutzung“ (DNL) entwickelt.Haber, W. Landwirtschaft und Naturschutz – Praktikerbuch. (Wiley-VCH, 2014). Statt großer Flächen mit immer gleichen Ackerfrüchten war sein Vorschlag, den Anbau zu diversifizieren, zum Beispiel durch gleichzeitigen Anbau verschiedener Getreide, eventuell sogar in Kombination mit Grünland. Die Flächengröße sollte dabei unabhängig vom Bundesland 25ha nicht überschreiten. Außerdem sollten im Durchschnitt mindestens 10% der Fläche für naturbetonte Bereiche reserviert werden, wie Hecken, Baumgruppen oder Blühstreifen. Dies wird bereits heute in manchen Regionen schon erreicht. Dieses Konzept ließe sich sehr gut „von unten“ umsetzen – komplizierte Regelungen „von oben“ wären hier eventuell sogar eher kontraproduktiv (siehe Haber, W. Landwirtschaft und Naturschutz – Praktikerbuch. (Wiley-VCH, 2014)., [Seite 255]).

Wissenschaftliche Studien haben inzwischen gezeigt, dass Vielfalt in den Ackerfrüchten, kleine Flächengrößen und Strukturvielfalt die Biodiversität in der Agrarlandschaft massiv erhöhen können (zum BeispielMartin, A. E. et al. Effects of farmland heterogeneity on biodiversity are similar to—or even larger than—the effects of farming practices. Agriculture, Ecosystems & Environment 288, 106698 (2020) Sirami, C. et al. Increasing crop heterogeneity enhances multitrophic diversity across agricultural regions. Proceedings of the National Academy of Sciences 116, 16442–16447 (2019)).

Das DNL-Konzept hat sich zwar zunächst nicht durchgesetzt, viele der Ideen finden sich aber in aktuellen Vorschlägen zur Agrarreform wieder. Aktuelle Forderungen zielen immer häufiger in diese Richtung. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fordert beispielsweise, dass jeder landwirtschaftliche Betrieb mindestens fünf Feldfrüchte anbauen und mindestens 10 % seiner Fläche als ökologisch wertvolle Fläche bereitstellen soll.BfN Bundesamt für Naturschutz. Handlungserfordernisse zur Ausgestaltung des nationalen GAP-Strategieplans. https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/landwirtschaft/Dokumente/20210108_Positionspapier_GAP2023.pdf (2021) Ein gängiger Begriff, der die beschriebenen Ideen einigermaßen abbildet, ist „multifunktionale Agrarlandschaft“.

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Für die Lebensmittelerzeugung wird weniger Fläche benötigt, da der Fleischkonsum deutlich zurückgegangen ist und die Nahrungsmittelverluste reduziert wurden.

Für die Produktion tierbasierter Nahrungsmittel werden heute weltweit 80 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche eingesetzt, die aber nur 17,5 % der Kalorien zur menschlichen Ernährung beitragen.FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations. FAOSTAT Food and agriculture data. FAOSTAT Food and Agriculture Organization of the United Nations http://www.fao.org/faostat/en/#data (2021) Eine Entwicklung der Ernährungsgewohnheiten weg von tierbasierten Nahrungsmitteln könnte deshalb massiv Flächen freigeben.

Pro Jahr gehen in Europa etwa 300 kg Nahrungsmittel pro Person verloren. Die meisten Nahrungsmittelverluste (etwa 200 kg) entstehen auf dem Weg von der Produktion bis zum Handel. Ein Drittel der Verluste entstehen durch Konsument:innen.Gustavsson, J., Cederberg, C., Sonesson, U., van Otterdijk, R. & Meybeck, A. Global food losses and food waste. 80 http://www.fao.org/publications/card/en/c/I2697E (2011)

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Nachhaltige und gleichzeitig effizientere Bewirtschaftungsformen haben sich vielerorts durchgesetzt.

Nachhaltige Landbewirtschaftung muss heute keinesfalls bedeuten, zu traditionellen, arbeitsaufwändigen Techniken zurückzukehren, denn landwirtschaftliche Techniken entwickeln sich weiter, und Innovation kann einen großen Beitrag zur Agrarwende leisten. Unter dem Sammelbegriff „Präzisionslandwirtschaft“ werden neue technische Anwendungen zusammengefasst. Beispielsweise kann der Einsatz von Drohnen, die aus der Luft den Zustand der Ackerfrüchte erfassen, eine präzise Anpassung von Düngermengen und Erntezeitpunkten ermöglichen. So kann viel standortgerechter und situationsangemessener gewirtschaftet werden. Durch den Einsatz dieser Technologien wird eine sehr hohe Effizienz beim landwirtschaftlichen Anbau von Nahrungs-, Futtermitteln und nachwachsenden Rohstoffen erzielt. Solche Innovationen könnten in Zukunft auch für kleinere Betriebe lohnenswert werden, wenn zum Beispiel die notwendige Technik günstiger wird und Neuentwicklungen von Hard- und Software kostenlos mit allen geteilt werden (Open Innovation, Open Source).

Eine interessante neue Technik ist auch der biointensive Gemüsebau.BLE Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Ökolandbau.de – Das Informationsportal. Biointensiver Gemüsebau. https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/pflanze/grundlagen-pflanzenbau/biointensiver-gemuesebau/ (2021) Hier werden beispielsweise Fruchtfolgen optimiert und Früchte in Mischkultur angebaut, sodass trotz biologischer Bewirtschaftung maximale Erträge auf minimaler Fläche erzielt werden. Agroforstwirtschaft kombiniert Ackerbau oder Tierhaltung mit Forstwirtschaft oder Obstanbau. Diese Technik kann die Erträge steigern, die erhöhte Strukturvielfalt fördert zudem die Biodiversität.DeFAF Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft. Was ist Agroforstwirtschaft? Was ist Agroforstwirtschaft? https://agroforst-info.de/agroforstwirtschaft/ (2021) Permakultur setzt auf Handarbeit statt auf große Maschinen und betrachtet Menschen als Teil des landwirtschaftlichen Systems. Unter Verzicht auf mineralische Dünger und Pestizide werden ganz gezielt natürliche Kreisläufe für die landwirtschaftliche Produktion aktiviert und genutzt.Ferguson, R. & Lovell, S. Permaculture for agroecology: Design, movement, practice, and worldview. A review. Agronomy for Sustainable Development 34, 251–274 (2014) Whitefield, P. THE EARTH CARE MANUAL – A Permaculture Handbook For Britain & Other Temperate Climates (Permaculture magazine). (Permanent Publications, 2011). Permakultur Institut e.V. Was ist Permakultur? https://permakultur.de/was-ist-permakultur/ (2021) Im Food Forest werden mehrjährige, essbare Nutzpflanzen nach dem Vorbild von Wäldern stockwerkartig zusammengestellt.Project Food Forest. What is a food forest? Project Food Forest https://projectfoodforest.org/what-is-a-food-forest/ (2021) Idealerweise würden diese und andere Bewirtschaftungsweisen zusammen mit ökologischer Landbewirtschaftung mosaikartig angewendet. So könnte eine multifunktionale Agrarlandschaft entstehen, in der Nahrungsmittelproduktion, Biodiversitätsschutz und Erholungsnutzung gleichermaßen wichtig sind.

Für Illustrationen einer multifunktionalen Agrarlandschaft siehe zum Beispiel das TUM Student Project II Link (Kontakt: t.heger@wzw.tum.de)

Jede Region hat ihre spezielle Auswahl an Feldfrüchten, viele alte Obst- und Gemüsesorten wurden wiederentdeckt und durch Kreuzungen entstehen weitere Sorten. Gesunde, artenreiche Böden gelten als hohes Gut. Erosionsfördernde Kulturpflanzen werden nur noch auf stabilen Böden angebaut und gepflügt wird so, dass Bodenerosion verhindert wird.Panagos, P. et al. Estimating the soil erosion cover-management factor at the European scale. Land Use Policy 48, 38–50 (2015)

Die Bodenerosionsrate auf landwirtschaftlich genutztem Land in Deutschland beträgt im Mittel etwa 1,7 t Boden pro Jahr. In den Mittelgebirgen und dem Süden Deutschlands liegen die Erosionsraten zwischen 2 und 5 t pro Jahr, und in manchen Regionen sogar über 10 t.Panagos, P. et al. The new assessment of soil loss by water erosion in Europe. Environmental Science & Policy 54, 438–447 (2015) Dies entspricht etwas einem Verlust von 1 mm Boden pro Jahr. Die Boden-Neubildung liegt dagegen selten über 0,1 mm pro Jahr.

Die Bevölkerung identifiziert sich heute sehr stark mit ihrer Region und den regionaltypischen Lebensmitteln. Importierte Lebensmittel sind fair gehandelt und mit hohen Umweltstandards hergestellt. Es gehört zur Allgemeinbildung, wie Lebensmittel hergestellt werden und wie der in der Region vorherrschende Bodentyp und die klimatischen Verhältnisse den Geschmack und das Sortiment von Lebensmitteln beeinflussen. Die Tierhaltung ist deutlich reduziert worden und findet unter strengen Tierwohl-Kriterien statt; Tier und Mensch werden als Partner gesehen.

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Immer mehr Restaurants interpretieren die lokale Küche neu und reduzieren den Fleischanteil. So hat das Eleven Madison Park Restaurant, ein 3 Sterne Restaurant, auf vegan umgestellt Link. Das Noma in Dänemark hingegen setzte den Trend zu lokaler Küche Link.

Junge Wälder sind heute artenreich und strukturell vielfältig. Sie dienen als Lieferant hochwertiger Rohstoffe und sind weiterhin eine wichtige CO2-Senke. Fichten findet man nur noch in hohen Lagen.

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Landwirtschaftliche Betriebe haben vor allem Moorböden aus der Nutzung genommen. Wie auch zahlreiche Wiesen, Weiden, Auen und andere Feuchtgebiete sind sie von lokalen Initiativen renaturiert worden.

Renaturierung kann auf verschiedene Weisen durchgeführt werden. Werden ehemalige Moorflächen aus der Nutzung genommen, kann man diese wiedervernässen und nach und nach moortypische Arten wieder ansiedeln. Grünländer kann man zum Beispiel durch Mahdgutübertragung oder Einsaat regionaler, standorttypischer Arten wieder hin zu mehr Vielfalt entwickeln.Kollmann, J., Kirmer, A., Hölzel, N., Tischew, S. & Kiehl, K. Renaturierungsökologie. (Springer Spektrum Verlag, 2019). Renaturierung kann damit dem Biodiversitätsschwund entgegenwirken. Renaturierte Flächen sind außerdem in der Regel wesentlich bessere Kohlenstoffsenken als degenerierte oder intensiv genutzte Flächen.

Moore können auch extensiv mit Paludikultur genutzt werden. Angepasste Pflanzen und Nutztiere sowie angepasste Erntetechnik ermöglichen es, die Standorte als landwirtschaftliche Produktionsflächen zu erhalten. So kann zum Beispiel Schilf als nachwachsender Rohstoff in Mooren nachhaltig angebaut werden Link.

01 – Renaturierung der Isar in München Link
02 – Renaturierung des Inn Link
03 – Renaturierung von Mooren Link
04 – Renaturierung von Kalkmagerrasen Link
05 – Waldrenaturierung (zum Beispiel Link)

Der Flächenverbrauch konnte gestoppt werden. In Städten, Siedlungen und Gewerbegebieten wurden Parkplätze, Innenhöfe, Verkehrsinseln und andere Flächen entsiegelt und von Beton befreit. Dank vieler privater Aktionen und lokal organisierter Initiativen ergrünen die Städte immer mehr.

Wenn der gesellschaftliche Wille zur Dekarbonisierung und Ressourcenschonung vorhanden ist, lässt sich das Ziel erreichen, bis 2050 die Flächenneuinanspruchnahme auf null zu reduzieren. Nachhaltige Lebensstile sorgen dafür, dass der Neubedarf an Wohn- und Verkehrsfläche stark sinkt.Purr, K., Günther, J., Lehmann, H. & Nuss, P. Wege in eine ressourcenschonende Treibhausgasneutralität – RESCUE-Studie (UBA Climate Change 36/2019). 444 https://www.umweltbundesamt.de/rescue (2019)

Viele Ideen für diese Facette stammen aus dem Szenario Green Supreme von Purr et al.Purr, K., Günther, J., Lehmann, H. & Nuss, P. Wege in eine ressourcenschonende Treibhausgasneutralität – RESCUE-Studie (UBA Climate Change 36/2019). 444 https://www.umweltbundesamt.de/rescue (2019)

Gärtnern in der Stadt ist ein großer Trend. In Vorgärten, auf Dächern und Balkonen bauen die Menschen ihr eigenes Gemüse an. Auch in den Innenstädten gibt es Gemeinschaftsgärten, und immer mehr Menschen begrünen ihre Fassaden.

01 – Urban gardening ist auch heute schon ein Trend (zum Beispiel Link).
02 – Vorteile von urbanen Gärten und Grundsätze des urban gardening Link
03 – Das Netzwerk Essbare Stadt fordert dazu auf, Obstbäume zum Ernten für jede:n Bürger:in freizugeben Link

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Die Maßnahmen, die uns auf den Weg brachten

Der umfassende Landnutzungswandel wurde möglich, weil es einem immer größeren Teil der Bevölkerung wichtig wurde, Nahrungsmittelproduktion, Klimaschutz und Biodiversitätsschutz in Einklang zu bringen. Als Antwort auf den Gesinnungswandel in der Bevölkerung wurde die EU-Agrarpolitik bereits in den 2020er Jahren umfassend reformiert. Zentrale Neuerungen waren die Einstellung der Subventionierung von Großbetrieben und die Förderung von Gemeinwohlleistungen. Der Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte konnte so zumindest zum Teil rückgängig gemacht werden.

Viele Menschen änderten ihr Verhalten, ausgelöst zum Teil durch die Corona-Pandemie seit 2020: Menschen haben sich mehr mit ihrer direkten Umgebung beschäftigt und gelernt, die Natur in ihrem Umfeld zu schätzen. Damit wuchs die Bereitschaft aller Akteur:innen, Rücksicht auf Natur zu nehmen, weil sie Lebensqualität immer häufiger als ein höheres Gut ansahen als individuellen wirtschaftlichen Erfolg.

Laut einer Bevölkerungsumfrage sind schon heute immer mehr Menschen bereit Rücksicht auf die Natur zu nehmen, auch wenn das wirtschaftliche Nachteile mit sich bringt.BMU Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und nukleare Sicherheit, Schleer, C., Reusswig, F. & Wisniewski, N. Naturbewusstsein 2019. Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt. 108 https://www.bmu.de/PU621 (2020)

Die neue Naturverbundenheit führte auch dazu, dass Menschen sich stärker dafür interessierten, wie Lebensmittel produziert und weiterverarbeitet wurden. Diese Einsichten ließen sie in ihre Entscheidungen einfließen.

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Regionale Vermarktung erfuhr einen enormen Aufschwung. Es wurde zu einem gesellschaftlichen Trend, sich einem landwirtschaftlichen Betrieb zugehörig zu fühlen und dort mitunter bei der Ernte zu helfen.Cone, C. A. & Myhre, A. Community-Supported Agriculture: A Sustainable Alternative to Industrial Agriculture? Human Organization 59, 187–197 (2000) Brown, C. & Miller, S. The Impacts of Local Markets: A Review of Research on Farmers Markets and Community Supported Agriculture (CSA). American Journal of Agricultural Economics 90, 1298–1302 (2008) Wellner, M. & Theuvsen, L. Community supported agriculture (CSA): A comparative analysis of Germany and Austria. Austrian Journal of Agricultural Economics and Rural Studies 25, 65–74 (2015) Großbetriebe verloren an Bedeutung, und die umfassende Agrarreform sorgte für eine starke Förderung kleiner Betriebe, die nachhaltig wirtschaften.

Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) ist eine Bewegung, die bestrebt ist, eine Verbindung zwischen den Erzeuger:innen und Konsument:innen zu schaffen. Ihr wichtigstes Ziel ist es, Lebensmittel lokal mit hoher Qualität zu erzeugen, die Konsument:innen an der Auswahl der Erntefrüchte zu beteiligen und das Überleben kleiner Bauernhöfe zu ermöglichen. Die Forschung zeigt, dass diese Form der Landwirtschaft das Potenzial hat, einige der Dilemmata der Moderne zu lösen, indem sie die Bedürfnisse beider Gruppen erfüllt. Landwirt:innen und Mitglieder müssen ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen unterschiedlichen Formen des Lebensunterhalts und Lebensstils finden, was sie durch die Verpflichtung auf gemeinsame Werte zu erreichen versuchen.Cone, C. A. & Myhre, A. Community-Supported Agriculture: A Sustainable Alternative to Industrial Agriculture? Human Organization 59, 187–197 (2000)

Vermittlungsplattformen, wie sie während der Corona-Pandemie 2020 ins Leben gerufen wurden (Link), könnten auch in Zukunft landwirtschaftliche Betriebe mit der Bevölkerung zusammen bringen.

Überall im Land haben sich Landwirt:innen und Naturschutzverbände in Landschaftspflegeverbänden zusammengefunden, etwa unter der neu gegründeten Dachorganisation SymCom – Gemeinsam für ein Symbiozän. Zusammen mit der lokalen Bevölkerung entwickelten sie regionale Lösungen, die zu immer mehr Vernetzung und Vielfalt führten.

Landschaftspflegeverbände gibt es seit den 1980er Jahren. Es sind gemeinnützige Organisationen, in denen Vertreter:innen von Land- und Forstwirtschaft, Kommunalpolitik und Naturschutz gleichberechtigt zusammenarbeiten, um die für die jeweilige Region typische Kulturlandschaft mit ihrer biologischen Vielfalt zu erhalten, zu entwickeln und mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen (Metzner, J. & Krettinger, B. Die Land(wirt-)schaft der Zukunft. ANLiegen Natur 42, 57–60 (2020), Link).

Der Begriff Symbiozän ist Symbol für die Überwindung der negativen Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Biosphäre.Albrecht, G. A. Exiting the anthropocene and entering the symbiocene. Psychoterratica https://glennaalbrecht.wordpress.com/2015/12/17/exiting-the-anthropocene-and-entering-the-symbiocene/ (2015) Idee ist, das Zeitalter des Anthropozäns zu überwinden, und weltweit zu einer Lebensweise zu finden, in der ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur vorherrscht.

Diese Verbände haben Renaturierungsmaßnahmen in Wäldern und zahlreichen anderen Land- und Süßwasserlebensräumen initiiert und angeleitet. Aufgrund ihres wachsenden politischen Einflusses haben sie außerdem eine umfangreiche Reform der Kennzeichnungspflichten bewirkt.

Ein Label „hoher Naturschutzwert“ könnte zusätzlich zur bisherigen Kennzeichnung solche Produktionsweisen hervorheben, die die regionaltypische biologische Vielfalt fördern.Lomba, A. et al. Back to the future: rethinking socioecological systems underlying high nature value farmlands. Frontiers in Ecology and the Environment 18, 36–42 (2020)