Text (Stand 16.03.24)
Andreas Pfennig
Alexander Graf
Bernadette Menacher
Lektorat
Lea Musiolek
Antonia Rötger
Isabel Schmittknecht
Review
Stephan Bohn
Thomas Herzlieb
Kerstin Stark
Illustration
Daniela Teichmann
2040 – Wir haben schon viel erreicht
Alle PKW sind auf Elektroantrieb umgestellt. Der Wasserstoffantrieb konnte sich im Vergleich zu Batterien nicht durchsetzen, da die Herstellung von Brennstoffzellen deutlich aufwändiger und die Betriebskosten höher sind. Der Materialverbrauch konnte bei Batterien – dem üblichen technologischen Fortschritt entsprechend – bis 2040 noch deutlich gesenkt werden. Der PKW-Individualverkehr ist seit 2019 um 30 % gesunken. Auf Autobahnen gilt ein Tempolimit von 100 km/h. Die Carsharing-Angebote sind anbieterübergreifend leicht zugänglich. Im Vergleich zu 2019 kaufen wir kleinere und sparsamere PKW. Parallel dazu fahren mehr Menschen als 2019 mit dem Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Letztere sind durch intelligente Apps, die verschiedene Transportmöglichkeiten anzeigen, deutlich einfacher nutzbar und damit attraktiver.
SIEHE AUCH: Energie, Güter & Dienstleistungen
Hier wird im Wesentlichen die Entwicklung fortgeschrieben, die 2021 bereits absehbar war. Es werden beim Zukunftsbild Fokussiert keine grundlegend neuen Mobilitätskonzepte umgesetzt. Entsprechend der Grundannahmen dieses Zukunftsbildes wird nur dort Energie gespart, wo es sich besonders lohnt. Dies vermeidet auch den Lizensierungs-Effekt: Dabei wird eine Handlung, die nur einen kleinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leistet, als emotionale Rechtfertigung verwendet, um es an anderer Stelle mit der Nachhaltigkeit nicht so genau zu nehmen. Beim Lizensierungs-Effekt handelt es sich um einen indirekten Rebound-Effekt. Wie in der Facette „Energie, Güter und Dienstleistungen“ beschrieben, reichen wenige fokussierte Maßnahmen aus, um Deutschland bis 2045 zu dekarbonisieren. Die Auswertung von globalen SzenarienPfennig, A. Sustainable Bio- or CO2 economy: Chances, Risks, and Systems Perspective. CBEN 6, 90–104 (2019), Pfennig, A. Bilanz-basierte Welt-Szenarien. https://www.vision3000.eu/sustainability-en/scenario-explorer-en (2021) zeigt, dass Energieeinsparung zwar die Energiewende etwas erleichtert, aber der Effekt für das Klima begrenzt ist. Bezogen auf die gesamte aus der Atmosphäre abzutrennende CO2-Menge von etwa 2000Gt, um das Klima bei 350ppm CO2 in der Atmosphäre wieder zu stabilisierenHansen, J. et al. Target Atmospheric CO2: Where Should Humanity Aim? The Open Atmospheric Science Journal 2, (2008), können alle entwickelten Länder bei einer zügigen Energiewende mit sehr ambitioniertem Energiesparen nur eine relativ kleine Reduktion von etwa 100Gt CO2 bewirken.
Allein der Preisdruck durch die systematische Bepreisung von CO2-Emissionen sowie ein gewisses, durch die COVID-19-Krise ausgelöstes Umdenken beim Konsum, bei dem mehr Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird, führen zu den genannten Verschiebungen. Es ist davon auszugehen, dass E-Autos in wenigen Jahren deutlich preiswerter und damit massentauglich werden.tagesschau.de. VW plant Gigafabriken und ein europaweites Schnellade-Netz. tagesschau.de https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/volkswagen-batteriefabriken-stellenabbau-altersteilzeit-101.html (2021) Car-Sharing wird wegen der dennoch vergleichsweise hohen Kosten für ein E-Auto relevanter. Beispielsweise können auch im privaten Bereich Haushalte einen Pkw gemeinsam leasen und nutzen.Sono Motors. Die Sono App – alles in einem. Sono Motors https://web.archive.org/web/20210422011827/https://sonomotors.com/de/sharing/ (2021) Diese Entwicklung wurde aufgrund der ursprünglich recht hohen Einstiegspreise für Elektro-Pkw gefördert. Die hohen Kosten bewirken auch, dass kleinere Pkw als 2019 gekauft werden. Je nach Stand der Batterieentwicklung steigt auch die Reichweite.
Die Nutzung des ÖPNV ist auch deswegen so einfach, weil durch Entwicklungen im digitalen Bereich alle verfügbaren Angebote und Alternativen für eine gewünschte Reise in einer App übersichtlich angezeigt und gebucht werden können (siehe zum BeispielHEAG mobilo. Die App der HEAG mobilo | HEAG mobilo. HEAG mobilo App https://www.heagmobilo.de/de/app (2021)). Die App berücksichtigt auch persönliche Vorlieben, zum Beispiel den Verzicht auf Leih-(E)-Bikes. Die App ist „intelligent“, das heißt durch schnelle Vernetzung lassen sich Fahrten frühzeitig planen, wobei die App dann Optionen innerhalb eines Zeitfensters vorschlägt, die bereits gebuchte Fahrten anderer App-Nutzer berücksichtigen, zum Beispiel die bis dahin erwarteten Abstellorte von Carsharing-Nutzern.
Privates und berufliches Fliegen ist im Vergleich zu 2019 aufgrund des höheren CO2-Preises deutlich teurer und daher weniger attraktiv geworden. Fernreisen finden weiterhin statt, insbesondere Dienstreisen und Reisen um andere Kulturen kennenzulernen. Für Kurztrips und reine Erholungsurlaube wählen die Menschen aber mittlerweile andere, nähere Ziele. Insgesamt verlagerte sich Mobilität zu einem Teil in den virtuellen Raum, so dass mehr Bits, und dafür weniger Menschen bewegt werden müssen. Die Anzahl der Dienstreisen ist seit 2019 deutlich zurückgegangen.
Es gibt eine einheitliche Bürger:innenkarte, auf der alle Fahrten abgerechnet werden, wobei pro Person und pro Jahr beispielsweise 5000 Freikilometer zur Verfügung stehen. Mit dieser Karte ist sowohl der Nah- als auch der Fernverkehr nutzbar, wobei beim Nahverkehr auch Car-Sharing-Angebote und innerstädtisch Leih-(E)-Bikes abgedeckt sind.
Die Maßnahmen, die uns auf den Weg brachten
Wir beschlossen Maßnahmen zur Beschleunigung der Energiewende sowie eine konsequente Bepreisung von CO2-Emissionen. Dies wurde in den folgenden Jahren systematisch fortgeführt und immer wieder angepasst, um die Klimaziele zu erreichen. So lag der CO2-Preis 2035 bei etwa 200 € pro Tonne CO2.
Der Preis von 200€ pro Tonne CO2 in 2035 ist beispielhaft für die erwartete Größenordnung. Er entspricht dem Wert, der zum Erreichen der Klimaziele führt.UBA Umweltbundesamt. Rebound-Effekte. (2019) BMU Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und nukleare Sicherheit & Schulze, S. Schulze: CO2-Preis kann sozial gerecht gestaltet werden – BMU-Pressemitteilung. bmu.de https://www.bmu.de/PM8614 (2019) Edenhofer, O., Flachsland, C., Kalkuhl, M., Knopf, B. & Pahle, M. Optionen für eine CO2-Preisreform – MCC-PIK-Expertise für den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. 107 https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/Arbeitspapiere/Arbeitspapier_04_2019.pdf (2019) Es ist zu erwarten, dass bei einer planbaren Klimapolitik dieser Preis nicht erreicht wird, weil die Firmen zur Vermeidung der hohen Kosten für fossil-basierte Produkte und dem daraus resultierenden Wettbewerbsnachteil frühzeitig auf nachhaltigere Produkte und Produktionsmethoden umstellen.