Gezeichnetes WimmelBild mit Tomaten, MaisKolben, Kartoffeln und anderen NutzPflanzen, dazwischen ein Busch mit einem Vogel darauf sowie ein kleiner Teich und ein paar Insekten.

Landnutzungs-
wandel & Böden

Gezeichnetes WimmelBild mit Tomaten, MaisKolben, Kartoffeln und anderen NutzPflanzen, dazwischen ein Busch mit einem Vogel darauf sowie ein kleiner Teich und ein paar Insekten.

Text (Stand 06.08.24)
Andreas Pfennig
Alexander Graf
Bernadette Menacher
Regine Rehaag

Lektorat
Lea Musiolek
Isabel Schmittknecht
Andrea Kamphuis

Review
Lucie Chmelikova
Sebastian Wolfrum
Anonymus

Illustration
Carla Böwering

Die Ausgangslage

Noch in den 2020er Jahren verbrauchten wir ständig neue Flächen für Verkehr und Siedlungen, und die Landwirtschaft war voller eintöniger Monokulturen. Unsere vielen Wälder dienten vor allem der Forstwirtschaft und hatten wenig Artenvielfalt.Thünen-Institut. Pressemitteilung 24.02.2021: Wald im Trockenstress: Schäden weiten sich weiter aus – Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2020 zeigen: Die anhaltenden Dürrejahre fordern Tribut. https://www.thuenen.de/de/infothek/presse/aktuelle-pressemitteilungen/wald-im-trockenstress-schaeden-weiten-sich-weiter-aus/ (2021) Mit unserer intensiven wirtschaftlichen Nutzung der Natur hatten wir die biologische Vielfalt massiv verringertRaven, P. H. & Wagner, D. L. Agricultural intensification and climate change are rapidly decreasing insect biodiversity. PNAS 118, (2021) Wagner, D. L. Insect declines in the anthropocene. Annu. Rev. Entomol. 65, 457–480 (2020) Newbold, T. et al. Global effects of land use on local terrestrial biodiversity. Nature 520, 45–50 (2015) Tsiafouli, M. A. et al. Intensive agriculture reduces soil biodiversity across Europe. Glob Chang Biol 21, 973–985 (2015) und starke Bodenerosionen verursacht.Panagos, P. et al. The new assessment of soil loss by water erosion in Europe. Environmental Science & Policy 54, 438–447 (2015) Panagos, P. et al. Estimating the soil erosion cover-management factor at the European scale. Land Use Policy 48, 38–50 (2015)

In der Vergangenheit haben Grüne Revolution und Flurbereinigung bereits zu einem massiven Verlust von historischer Kulturlandschaft und biologischer Vielfalt geführt, sowie zu Bodendegradation durch Wind- und Wassererosion und einer Monotonisierung der Landschaft. Dies ist ein weltweites Muster der Umgestaltung von Landschaften.WBGU – Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen et al. Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration. Hauptgutachten. 415 https://www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/landwende (2020) SRU Sachverständigenrat für Umweltfragen & WBBGR Wissenschaftlichen Beirat für Biodiversität und Genetische Ressourcen. Für einen flächenwirksamen Insektenschutz. 51 https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/04_Stellungnahmen/2016_2020/2018_10_AS_Insektenschutz.html (2018) Heißenhuber, A., Haber, W. & Krämer, C. Umweltprobleme der Landwirtschaft – 30 Jahre SRU-Sondergutachten. 16 https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/umweltprobleme-der-landwirtschaft-30-jahre-sru (2015)

Die Nationale Akademie der Wissenschaften schreibt: „Die Ursachen für den Rückgang an Tier- und Pflanzenarten liegen in einem Zusammenspiel vieler Faktoren: die Zunahme von ertragreichen, aber artenarmen Ackerbaukulturen, die vorbeugende und oft flächendeckende Nutzung von Pflanzenschutzmitteln, intensive Düngung, die Erhöhung der Schlaggrößen, der Verlust von artenreichem Grünland und ein struktureller Wandel der Nutztierhaltung hin zu größeren Betrieben mit weniger Weidehaltung, der Verlust der Strukturvielfalt der Landschaft, aber auch der Verlust der Vernetzung von Schutzgebieten. Diese Ursachen sind im Wesentlichen bedingt durch die Intensivierung der Landnutzung und durch biologisch-technische Innovationen für die Erreichung von Produktionszielen“Leopoldina, acatech, & Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Energiewende 2030: Europas Weg zur Klimaneutralität. https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2020_Energiewende_2030_Final.pdf (2020) [Seite 3].

Moore und Auwälder, die ebenso wie der Wald Kohlenstoff speichern, waren auf etwa 5 % ihrer ursprünglichen Fläche reduziertNABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. Moore in Deutschland – Entstehung und Zerstörung der heimischen Moorlandschaften. Moore in Deutschland https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/moore/deutschland/index.html (2021) und beschädigt. Nationalparks bedeckten lediglich 0,5 % der Landfläche.BfN Bundesamt für Naturschutz. Handlungserfordernisse zur Ausgestaltung des nationalen GAP-Strategieplans. https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/landwirtschaft/Dokumente/20210108_Positionspapier_GAP2023.pdf (2021)

Das Klimaschutzgesetz von 2021 schreibt für die Ökosysteme (Landwirtschaft, Forst, Moore etc.) in Deutschland eine CO2-Senkenleistung von mindestens 25 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2030, 35 Mio. Tonnen im Jahr 2040 und 40 Mio. Tonnen im Jahr 2045 vor. Zwischen 2010 und 2019 lag die Senkenleistung im Mittel bei etwa 19 Mio. Tonnen CO2-Äquivalentenuba Umweltbundesamt. Gesellschaftliche Kosten von Umweltbelastungen. https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-wirtschaft/gesellschaftliche-kosten-von-umweltbelastungen (2021)

Und wozu das alles? Ungefähr die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche erzeugte Tierfutter. Gleichzeitig lieferten uns tierische Nahrungsmittel einen vergleichsweise kleinen Anteil der benötigten Nährstoffe.FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations. FAOSTAT Food and agriculture data. FAOSTAT Food and Agriculture Organization of the United Nations http://www.fao.org/faostat/en/#data (2021) Fläche ist endlich. Durch die Tierfutterproduktion blieb uns wenig Raum für den Anbau von Nahrungsmitteln und Rohstoffen, für Infrastruktur und so weiter.

Das alles haben wir erkannt und gehandelt – mit einigen wenigen aber maximal wirksamen Veränderungen,  die wir schnell und konsequent umgesetzt haben.

2040 – Wir haben schon viel erreicht

SIEHE AUCH: Ernährung

SIEHE AUCH: Nahrung und nachwachsende Rohstoffe

Im Rahmen der veganen Ernährungswende produziert unsere Landwirtschaft ausschließlich pflanzliche Nahrungsmittel. Dadurch sind große Landflächen frei geworden, die früher für die Erzeugung tierischer Nahrungsmittel verwendet wurden.

Diese Flächen sind heute die Grundlage für eine nachhaltige Landnutzung.

SIEHE AUCH: Ernährung

Für die Produktion tierbasierter Nahrungsmittel werden 2020 weltweit 80 % der Fläche eingesetzt, auf der Nahrungsmittel erzeugt werden, die aber nur 18 % der Kalorien zur menschlichen Ernährung beitragen.FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations. FAOSTAT Food and agriculture data. FAOSTAT Food and Agriculture Organization of the United Nations http://www.fao.org/faostat/en/#data (2021) Wird auf eine pflanzliche Nahrungsmittelproduktion umgestellt, können diese 80% anderweitig genutzt werden, beispielsweise um aufzuforsten und so mehr CO2 aus der Atmosphäre zu binden, Landwirtschaft nachhaltig zu betreiben, was ebenfalls mehr CO2 bindet, aber auch um ausreichend Nahrungsmittel herzustellen, sodass der Hunger in der Welt besiegt werden kann. Wie die vegane Ernährungswende erreicht werden kann und zu welchen Konsequenzen sie führt, ist in der Facette „Ernährung“ genauer beschrieben. Beim Zukunftsbild Fokussiert wurden als Grundlage globale Bilanzen ausgewertet, die zeigen, dass mit einer veganen Ernährungswende eine nachhaltige Welt möglich ist, die eine ausreichende Ernährung für alle Menschen sicherstellen kann.Pfennig, A. Sustainable Bio- or CO2 economy: Chances, Risks, and Systems Perspective. CBEN 6, 90–104 (2019) Pfennig, A. Bilanz-basierte Welt-Szenarien. https://www.vision3000.eu/sustainability-en/scenario-explorer-en (2021) Für ein nachhaltiges Szenario, das sich aus diesen Bilanzen ergibt, wurde dann eine entsprechende Entwicklung für Deutschland abgeleitet.

Heute ist in Deutschland eine Landfläche von 16 000 km2 für die Sicherung von Biodiversität reserviert, beispielsweise in Form von Brachland und Blühstreifen. Das entspricht etwa 10 % der 2020 landwirtschaftlich genutzten Fläche.

Der Flächenanteil von 10 % zur Sicherung der Biodiversität entspricht dem, was vom Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland zur Sicherung der Biodiversität gefordert wird.BUND Arbeitskreis Landwirtschaft und Arbeitskreis Naturschutz & Wenz, K. Anforderungen an die Ackerbaustrategie der Bundesregierung. 8 https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/anforderungen-an-die-ackerbaustrategie-der-bundesregierung/ (2019) Zusammen mit den übrigen naturbelassenen Flächen und der nachhaltigen Landwirtschaft sind diese Flächen zum Beispiel durch Korridore vernetzt, was den Erhalt der Artenvielfalt weiter fördert. Treibhausgasemissionen durch die landwirtschaftliche Nutzung ehemaliger Moore und anderer Bereiche organischer Böden betragen etwa 5 % der deutschen Emissionen.Hansjürgens, B., Schröter-Schlaack, C. & Berghöfer, A. Moore und Klimaschutz : eine ökonomische Sicht. Geoservices Earth System Knowledge Platform 6 (2019) doi:10.2312/eskp.011 UBA Umweltbundesamt et al. Berichterstattung unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und dem Kyoto-Protokoll 2012 – Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990 – 2010 – Umweltbundesamt – UNFCCC-Submission. 841 https://www.umweltbundesamt.de/en/publikationen/berichterstattung-unter-klimarahmenkonvention-1 (2012) Die Wiedervernässung dieser Flächen kann daher einen deutlichen Beitrag zur Reduktion der Emissionen leisten und langfristig zur Bindung von CO2 aus der Atmosphäre beitragen. Dieser positive Effekt der Wiedervernässung der Moore ist allerdings nicht unumstritten, insbesondere kann der Klimawandel dazu führen, dass Moore durch Methanemissionen den Klimawandel verstärken Rinne, J. et al. Effect of the 2018 €pean drought on methane and carbon dioxide exchange of northern mire ecosystems. Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences 375, 20190517 (2020)

Das schaffen wir, ohne die Ernährungssicherheit zu gefährden. In dieser Fläche sind auch Moore, Anmoore und andere Bereiche organischer Böden berücksichtigt, die bis 2020 teilweise nach Trockenlegung landwirtschaftlich genutzt wurden, die heute aber zu großen Teilen aus der Nutzung genommen sind und wiedervernässt werden.

Flächen, die 2020 noch Dauergrünland, also beispielsweise Weiden waren, nutzen wir heute einerseits landwirtschaftlich anders, beispielsweise zum Anbau von Ausgangsmaterialien für biobasierte Produkte und für Bioenergie. Andererseits haben wir große Regionen aufgeforstet, um Kohlenstoff aus der Atmosphäre als sogenannte negative Emissionen zu binden.uba Umweltbundesamt. Rebound-Effekte. (2019). https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen/oekonomische-rechtliche-aspekte-der/rebound-effekte

Im Zukunftsbild Fokussiert wird davon ausgegangen, dass keine Landfläche mehr für die Produktion tierbasierter Nahrungsmittel eingesetzt wird. Dadurch ist genügend Fläche verfügbar, um alle Menschen ausreichend zu ernähren, Rohstoffe für die Bio-Ökonomie bereitzustellen und bio-basierte Maßnahmen umzusetzen, mit denen der CO2-Gehalt der Atmosphäre so weit reduziert wird, dass das aktuell instabile Erdsystem einschließlich des Klimas in vergleichsweise kurzer Zeit stabilisiert werden kann.Pfennig, A. Sustainable Bio- or CO2 economy: Chances, Risks, and Systems Perspective. CBEN 6, 90–104 (2019) Da beim heutigen CO2-Gehalt der Atmosphäre das Erdsystem nicht stabil ist, da beispielsweise die Eisschilde in Grönland sowie der Westantarktis schmelzen und der Meeresspiegel steigt, muss der CO2-Gehalt der Atmosphäre wieder auf 350ppm reduziert werden, was zwingend negative Emissionen erfordert.Hansen, J. et al. Target Atmospheric CO2: Where Should Humanity Aim? The Open Atmospheric Science Journal 2, (2008) Bilanzbasierte Szenarien zeigen, dass lediglich eine Reduktion des Fleischkonsums nicht ausreicht, um diese Ziele zu erreichen.Pfennig, A. Bilanz-basierte Welt-Szenarien. https://www.vision3000.eu/sustainability-en/scenario-explorer-en (2021) Die vegane Ernährungswende verhindert, dass bio-basierte negative Emissionen wie BECCS (bio energy with carbon capture and storage) Landnutzungsänderungen in anderen Regionen wie die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes auslösen, die ihrerseits zu erhöhten Treibhausgasemissionen führen würden.Heck, V., Gerten, D., Lucht, W. & Popp, A. Biomass-based negative emissions difficult to reconcile with planetary boundaries. Nature Clim Change 8, 151–155 (2018)

Eine Verringerung der Nahrungsmittelverluste könnte zwar den Mehrbedarf an Nahrungsmitteln durch eine wachsende Weltbevölkerung decken, allerdings nur dann, wenn die Weltbevölkerung nur mäßig wächst.Gerten, D. et al. Feeding ten billion people is possible within four terrestrial planetary boundaries. Nat Sustain 3, 200–208 (2020) Die Schätzungen zur Entwicklung der Weltbevölkerung wurden in den letzten Jahren allerdings stets nach oben korrigiert (zu UN World Population Prospects siehePfennig, A. Sustainable Bio- or CO2 economy: Chances, Risks, and Systems Perspective. CBEN 6, 90–104 (2019), zu den SSP (shared socio-economic pathways), die Basis für die Szenarien des Weltklimarates (IPCC) sind, sieheKC, S. & Lutz, W. Demographic scenarios by age, sex and education corresponding to the SSP narratives. Popul Environ 35, 243–260 (2014) undECJRC European Commission Joint Research Centre et al. Demographic and human capital scenarios for the 21st century: 2018 assessment for 201 countries. (Publications Office of the European Union, 2018). wobei die letzte Aktualisierung von 2018 bei dem nächsten IPCC Sachstandsbericht, der 2022 erscheinen soll, noch nicht berücksichtigt ist). Nach dem Vorsorgeprinzip müssen auch realistische, weniger optimistische Szenarien mit berücksichtigt werden, weil nur so sichergestellt werden kann, dass die ergriffenen Maßnahmen auch dann noch eine nachhaltige Zukunft sichern, wenn sich die Welt entlang weniger optimistischer Pfade entwickelt. Bei vorliegenden Studien ist zudem nicht berücksichtigt, dass zusätzlich Landfläche für weitere Ökosystem-Leistungen benötigt wird, die alleine durch Vermeidung von Nahrungsmittelverlusten, die nach unterschiedlichen aktuellen Studien nur bei etwa 10% liegen, bei weitem nicht bereitgestellt werden können. INCOME CONSULTING & Vernier, A. Pertes et gaspillages alimentaires: l’état des lieux et leur gestion par étapes de la chaîne alimentaire – Rapport. https://www.actu-environnement.com/media/pdf/news-26873-pertes-gaspillage-alim-ademe.pdf (2016) Stenmarck, Å., Jensen, C., Quested, T. & Moates, G. Estimates of European food waste levels. Project report FUSIONS. 80 https://www.ivl.se/english/ivl/publications/publications/report-on-estimates-of-european-food-waste-levels.html (2016) Hübsch, H. & Adlwarth, W. Systematische Erfassung von Lebensmittelabfällen der privaten Haushalte in Deutschland. Schlussbericht zur GfK-Studie durchgeführt für das BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/Lebensmittelverschwendung/Studie_GfK.pdf?__blob=publicationFile&v=3 (2018) Schmidt, T. G., Schneider, F., Leverenz, D. & Hafner, G. Lebensmittelabfälle in Deutschland – Baseline 2015. 109 https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn061131.pdf (2019) doi:10.3220/REP1563519883000

Gelingt es nicht, diese zusätzlichen Landflächen durch die vegane Ernährungswende bereitzustellen, muss als Rohstoff für die chemische Industrie, zur Erzeugung von Kraftstoffen sowie zur Reduzierung des CO2-Gehaltes der Atmosphäre Kohlendioxid mit technischen Prozessen aus der Atmosphäre abgetrennt werden. Das ist im Vergleich zur bio-basierten Option viel teurer und benötigt wesentlich mehr Energie.Keith, D. W., Holmes, G., Angelo, D. St. & Heidel, K. A Process for Capturing CO2 from the Atmosphere. Joule 2, 1573–1594 (2018) Minx, J. C. et al. Negative emissions—Part 1: Research landscape and synthesis. Environ. Res. Lett. 13, 063001 (2018) Fuss, S. et al. Negative emissions—Part 2: Costs, potentials and side effects. Environ. Res. Lett. 13, 063002 (2018) Dieser zusätzliche Energiebedarf wäre so hoch, dass dadurch die Energiewende deutlich verzögert würde.Pfennig, A. Bilanz-basierte Welt-Szenarien. https://www.vision3000.eu/sustainability-en/scenario-explorer-en (2021)

Insgesamt haben wir von 2020 bis heute, 2040, zusätzliche 24 000 km2 aufgeforstet. Das sind etwa 15 % der damals landwirtschaftlich genutzten Fläche. Von der Umwidmung ausgenommen bleiben Flächen, die weiterhin beweidet oder gemäht werden müssen – aus Gründen des Naturschutzes, also des Habitat- und Artenschutzes, oder zum Erosions- und Hochwasserschutz, zum Beispiel auf Deichen.

Naturnahe Waldgebiete, Naturschutzgebiete und Wildnisgebiete nehmen heute deutlich mehr Fläche ein. Damit wird ein großer Flächenanteil nicht mehr landwirtschaftlich genutzt. In Deutschland wird Landwirtschaft nachhaltig betrieben, womit eine Extensivierung einhergeht.

Nachhaltige Landwirtschaft benötigt mehr Landfläche für die gleiche Produktmenge.WBAE et al. Politik für eine nachhaltigere Ernährung: Eine integrierte Ernährungspolitik entwickeln und faire Ernährungsumgebungen gestalten. 879 https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ministerium/Beiraete/agrarpolitik/wbae-gutachten-nachhaltige-ernaehrung.pdf?__blob=publicationFile&v=3 (2020) Auch wenn davon auszugehen ist, dass die Produktivität pro Landfläche zukünftig wie in der Vergangenheit weiter steigen wird,FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations. FAOSTAT Food and agriculture data. FAOSTAT Food and Agriculture Organization of the United Nations http://www.fao.org/faostat/en/#data (2021) kann dies alleine die zusätzlichen Bedarfe nicht decken. Parallel zur Umstellung auf nachhaltige Landwirtschaft wird daher die vegane Ernährungswende benötigt. So wird verhindert, dass dadurch in anderen Regionen der Welt ein Landnutzungswandel (ILUC, indirect land-use change) beispielsweise mit Abholzung von Regenwäldern ausgelöst wird.Smith, L. G., Kirk, G. J. D., Jones, P. J. & Williams, A. G. The greenhouse gas impacts of converting food production in England and Wales to organic methods. Nat Commun 10, Article number: 4641 (2019) Um den Humusaufbau zu fördern, werden beispielsweise im Sinne der nachhaltigen Landwirtschaft Gründüngung eingesetzt und Ernterückstände wie Stroh untergepflügt, das heute vielfach anderweitig genutzt wird, unter anderem als Energieträger.

SIEHE AUCH: Grundannahmen

SIEHE AUCH: Nahrung und nachwachsende Rohstoffe

Der Humusaufbau wird systematisch gefördert, sowohl um den Boden fruchtbarer zu machen, als auch um Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu binden. Das entspricht dem in den „Grundannahmen“ beschriebenen Gesamtkontext des Zukunftsbildes „Fokussiert“. Die Flächenaufteilung wird im Text über „Nahrung und nachwachsende Rohstoffe“ genauer ausgeführt.

Insgesamt wird auf eine möglichst multifunktionale Nutzung der Flächen geachtet. Das heißt: Wir versuchen dieselbe Fläche für mehrere Zwecke zu nutzen.

Mit Multifunktionalität wird eine Mehrfachnutzung bezeichnet, wie zum Beispiel die gleichzeitige Nutzung eines entsprechend sorgfältig bewirtschafteten Waldes oder Ackers sowohl als Rohstoff- beziehungsweise Nahrungslieferant, als auch zur Aufrechterhaltung der Biodiversität und als CO2-Speicher, zum Beispiel durch Anbau insektenfreundlicher und Humus aufbauender Zwischenfrüchte in der Landwirtschaft im Winterhalbjahr. Genauso sind Agroforstwirtschaft und Agro-Photovoltaik Formen der multifunktionalen Landnutzung. Dadurch, dass so unterschiedliche Anforderungen auf der Landfläche zukünftig befriedigt werden sollen, ist davon auszugehen, dass der größte Teil der Fläche optimal genutzt werden kann. Dabei kommt der gleichzeitigen Befriedigung unterschiedlicher Nutzungsinteressen eine besondere Bedeutung zu.LfL Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. Multifunktionale Landnutzung – Flächennutzung, Flächenverbrauch und Ziele. https://www.lfl.bayern.de/iab/kulturlandschaft/219884/index.php (2021) Solche synergistischen „Mehrgewinnstrategien” werden auch vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen empfohlen.WBGU – Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen et al. Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration. Hauptgutachten. 415 https://www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/landwende (2020)

Durch diesen Landnutzungswandel in Deutschland und die vegane Ernährungswende werden auch drei große Beiträge der Landwirtschaft zu den Treibhausgasemissionen vermieden: Für unsere Ernährung in Deutschland muss anderswo kein neues Land mehr umgewandelt werden. Lachgasemissionen aus der Düngung mit Tierexkrementen fallen weg, ebenso wie Methanemissionen aus der Verdauung von Wiederkäuern.

Durch den Verzicht auf tierische Produkte wird die zur Erzeugung der Nahrungsmittel benötigte Landfläche reduziert, sodass Landnutzungsänderung in anderen Regionen der Welt, wie die Regenwaldabholzung im Amazonasgebiet, vermieden wird.Smith, L. G., Kirk, G. J. D., Jones, P. J. & Williams, A. G. The greenhouse gas impacts of converting food production in England and Wales to organic methods. Nat Commun 10, Article number: 4641 (2019) WBAE et al. Politik für eine nachhaltigere Ernährung: Eine integrierte Ernährungspolitik entwickeln und faire Ernährungsumgebungen gestalten. 879 https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ministerium/Beiraete/agrarpolitik/wbae-gutachten-nachhaltige-ernaehrung.pdf?__blob=publicationFile&v=3 (2020) Es werden keine Wiederkäuer mehr gezüchtet, sodass der durch deren Verdauung erzeugte Methanausstoß entfällt. Auch Emissionen des sehr starken Treibhausgases Lachgas werden reduziert, da diese unter anderem durch Überdüngung als Entsorgungsweg für Tierexkremente hervorgerufen werden. Stattdessen erfolgt eine lokal bedarfsgerechte Stickstoffdüngung.

Das Label ‚Bio‘ ist einem rational begründeten Nachhaltigkeitslabel gewichen, das den Erfordernissen einer veganen, flächensparenden Ernährung Rechnung trägt. Dadurch wird vermieden, dass über ein durch Werbung emotional überzeichnet positives Image des Bio-Labels eine Bewirtschaftung unterstützt wird, die rationalen Nachhaltigkeitszielen zuwiderläuft. Dabei sind auch künstliche Produkte in der Landwirtschaft zur Düngung und Schädlingsbekämpfung zugelassen, die aber sehr strengen Auflagen und Prüfungen unterliegen, sodass sichergestellt werden kann, dass Nebenwirkungen insbesondere auf das Ökosystem weitestgehend ausgeschlossen werden können. So konnte zum Beispiel der Einsatz von Kupfersalzen (Schwermetall) als Fungizid im Bio-Obstbau durch wirksame aber ansonsten unschädlichere künstliche Alternativen ersetzt werden. Genauso werden künstliche Düngemittel eingesetzt, wie Stickstoffdünger, die mit Ammoniak aus dem Haber-Bosch-Verfahren erzeugt werden, das mit erneuerbaren Rohstoffen und Luft-Stickstoff gespeist wird. Mineralische Düngemittel werden zu großen Teilen aus dem Klärschlamm der Kläranlagen zurückgewonnen.Phos4You et al. Phos4You – We deliver Phosphorus made in Europe – PHOSphorus Recovery from waste water FOR YOUr Life. Phos4You – PHOSphorus Recovery from waste water FOR YOUr Life https://www.nweurope.eu/projects/project-search/phos4you-phosphorus-recovery-from-waste-water-for-your-life/ (2021) So kann die tierbasierte Düngung von 2020 fast vollständig durch nicht-fossile Quellen ersetzt werden.

Die Maßnahmen, die uns auf den Weg brachten

SIEHE AUCH: Ernährung

SIEHE AUCH: Politische Beteiligung

Die vegane Ernährung wurde wie beim Thema „Ernährung“ beschrieben gefördert, beispielsweise durch staatliche Angebote und Maßnahmen, die Nachhaltigkeit und Gesundheit unterstützen. Die Energiewende im Verlauf der 2020er vermittelte uns eine ganzheitlichere Sicht auf Nachhaltigkeit, was die vegane Ernährungswende und die Umwidmung von Fläche erst möglich machte.WBGU – Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen et al. Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration. Hauptgutachten. 415 https://www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/landwende (2020) In diesem Übergangsprozess mussten verschiedene Interessen unter einen Hut gebracht werden, zum Beispiel von Umweltschutz, Lebensmittelproduzent:innen und Landwirt:innen. Das wurde im Rahmen von Bürger:innenräten ausgehandelt. So wurde dieser Ausgleich zwischen Umwelt- und finanziellen Interessen von allen betroffenen Gruppen getragen.

SIEHE AUCH: Grundannahmen

Der politischen Beteiligung kommt eine zentrale Rolle zu bei der Veränderung hin zum Zukunftsbild Fokussiert. Bürger:innenräte haben das Potenzial, komplexere Zusammenhänge zu vermitteln und eine Systemsicht zu entwickeln, die in „Rahmen und Grundannahmen“ erläutert ist.Mehr Demokratie e.V. Bürger:innenrat. Informationsseite zu zufällig gelosten Bürgerräten in Deutschland und weltweit https://www.buergerrat.de/ (2021) Hagedorn, G. Ein Brief an die Erde …. in Liebe Erde: 33 Briefe, um unsere Welt zu schützen (ed. Gosch, M.) 169–172 (Hoffmann und Campe, 2021). Wertefragen, die beantwortet werden müssen, betreffen den Ausgleich zwischen tierbasierter Ernährung, nachhaltiger Landwirtschaft, Erreichen der Klimaziele, Kosten für die zukünftige Entwicklung, Verantwortung der reichen Länder gegenüber den ärmeren und den Hunger in der Welt. Solche Wertefragen müssen in einer Demokratie im gesellschaftlichen Diskurs unter Ausgleich der unterschiedlichen Interessen beantwortet werden. Nur so bleibt auch in der parlamentarischen, das heißt repräsentativen Demokratie die Bürgerschaft der Souverän. Außerdem ist abzusehen, dass der Umbau beispielsweise der Landwirtschaft sowie die zunehmenden Kosten für CO2-Emissionen durch entsprechende staatliche Unterstützung und Förderung begleitet werden müssen. Wie dies finanziert wird, muss im gesellschaftlichen Ausgleich abgestimmt werden, denn nur dann haben die Regelungen eine Chance, die nächsten Wahlen zu überstehen. Medien und Kommunikation allein, beispielsweise in den sozialen Medien, können dies nicht leisten.

Das Ergebnis der parlamentarischen Abstimmung und der Bürger:innenräte: Die landwirtschaftliche Produktion wurde auf nationaler Ebene durch Nachhaltigkeitsvorgaben und eine angemessene Vergütung für Ökosystem-Leistungen gesteuert. Diese Umstrukturierung haben Landwirt:innen als Praxisexpert:innen mit Berater:innen aus Naturschutz-, Land- und Forstwissenschaft intensiv und detailliert ausgehandelt. So wurde sichergestellt, dass alle Teilflächen bestmöglich  genutzt werden. Beispiele sind intensiver Ackerbau auf fruchtbaren Böden ohne gefährdete Arten und die Wiederherstellung der Biodiversität auf ursprünglich nährstoffarmen Böden.

Andere User lasen auch: